Die Einheit nimmt Bezug auf aktuelle Diskurse – etwa auf Sarah Veceras Impulsfrage „Wie ist Jesus weiß geworden?“ – und setzt sich damit auseinander, wie koloniale, kulturelle oder rassistische Prägungen bestimmte Jesusdarstellungen beeinflusst haben. Sie lädt dazu ein, die eigenen Vorstellungen von Jesus als Ergebnis historischer und kultureller Entwicklungen zu erkennen – und diesen oftmals impliziten Absolutheitsanspruch zu hinterfragen, ohne die Bedeutung von Jesus für den eigenen Glauben zu relativieren.
Didaktisch folgt die Einheit dem Dreischritt „Erkennen – Begreifen – Handeln“:
Im ersten Schritt (Erkennen) erarbeiten die Schüler:innen ihre eigenen Bilder von Jesus. Welche Darstellung prägt sie? Was ist ihnen wichtig – Retter, Rebell, Menschenfreund, göttlicher Sohn? Diese ersten Annäherungen werden systematisiert, verglichen und reflektiert.
Im zweiten Schritt (Begreifen) steht die Dekonstruktion dieser Bilder im Fokus: Mithilfe von Materialien aus verschiedenen Konfessionen, Kulturen und Erdteilen wird aufgezeigt, dass Jesus in Südamerika, Afrika, Asien oder Europa unterschiedlich gedacht und dargestellt wird – oft als Identifikationsfigur, die in das eigene kulturelle Umfeld eingebettet wird. Auch der Versuch einer historischen Rekonstruktion, wie Jesus tatsächlich ausgesehen haben könnte, fördert den Perspektivwechsel und eine kritische Selbstwahrnehmung.
Im dritten Schritt (Handeln) präsentieren die Lernenden ihre Erkenntnisse – z. B. in einer Ausstellung, einer interaktiven Galerie oder einem Gemeindeprojekt. Sie übernehmen Verantwortung für die Kommunikation theologischer Inhalte und setzen sich mit der Frage auseinander, wie ein offenes, plurales Verständnis von Jesus Christus zu einem respektvollen und ökumenischen Miteinander beitragen kann.
Die Einheit bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für den Religionsunterricht in der Sekundarstufe I, besonders im Rahmen von Themenfeldern wie Christologie, Ökumene, interkulturellem Lernen oder Vielfalt im Glauben. Sie lässt sich sowohl im konfessionell-kooperativen als auch im interreligiösen Unterricht einsetzen. Besonders stark ist ihre verbindende, sensibilisierende und dekolonisierende Wirkung: Jugendliche werden ermutigt, eigene Bilder zu hinterfragen, andere Perspektiven zuzulassen – und die globale Dimension christlicher Spiritualität zu entdecken.
Durch kreative Methoden, dialogische Unterrichtsformen und einen hohen Bezug zur Lebenswelt der Schüler:innen gelingt es dem Material, zentrale theologische Fragen altersgerecht und weltzugewandt zu vermitteln. Dabei ist es nicht dogmatisch, sondern dialogisch angelegt: Nicht „das richtige Jesusbild“ soll gefunden werden, sondern die Vielfalt der Kontexte als Reichtum erkannt und eingeübt werden.
Die Einheit steht unter einer offenen Lizenz (CC BY 4.0) und bietet damit maximale Flexibilität für Weiterentwicklung und Anpassung. Sie eignet sich für Projektarbeit, fächerübergreifende Unterrichtseinheiten oder auch für Präsentationsprüfungen und Portfolios.