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Hubertus Holschbach | ru-digital

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Rerum novarum: Sozialenzyklika

Veröffentlichung:20.2.2025

Die Unterrichtsstunde "Rerum novarum: Sozialenzyklika" untersucht die Enzyklika auf Basis eines Videos. In Gruppen werden vier Felder der Enzyklika untersucht: Herausforderungen für Arbeiter 19. Jahrhundert; soziale Missstände in der heutigen Arbeitswelt; Lösungsansätze der katholischen Soziallehre; christliche Werte zur Verbesserung  sozialer Gerechtigkeit. Dazu werden Beispiele aus dem Arbeitsleben in einer Werteskala von "Sehr unfair" über "unfair" hin zu "fair" eingeordnet.

Diese Unterrichtsstunde ist direkt im Feld methodisch-didaktischer Kommentar beschrieben. Der Text, auf das sie sich bezieht, ist im Dropdown-Menü eingebettete Medien sowie unter "Medium öffnen" auf dieser Seite zu finden.

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Unterrichtsstunde: "Rerum Novarum – Christliche Soziallehre und ihre Bedeutung heute"

I. Einführung (15 Minuten)

Thema:

Vorstellung der Sozialenzyklika Rerum Novarum (1891) von Papst Leo XIII.

Relevanz für Arbeitsrechte, soziale Gerechtigkeit und moderne Wirtschaftssysteme.

Einstiegsfrage:

Was bedeutet soziale Gerechtigkeit für euch?

Wo begegnen euch Ungerechtigkeit und Ausbeutung in eurem Alltag oder in den Nachrichten?

Digitaler Impuls:

Kurzer Ausschnitt aus dem Video zeigen (z. B. 2:00-4:00) mit der Frage: "Welche Probleme beschreibt das Video? Sind sie heute noch aktuell?"


II. Diskussion (20 Minuten)

Kleingruppenarbeit (digitale Mindmap auf der Tafel)

Gruppe 1: Welche Herausforderungen gab es im 19. Jahrhundert für Arbeiter?

Gruppe 2: Welche sozialen Missstände gibt es heute in der Arbeitswelt?

Gruppe 3: Welche Lösungsansätze bietet die katholische Soziallehre?

Gruppe 4: Wie könnten christliche Werte helfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern?

Ergebnisse sammeln & Diskussion

Gruppen präsentieren ihre Punkte.

Lehrkraft ergänzt zentrale Aspekte von Rerum Novarum (z. B. gerechter Lohn, Würde des Menschen, Arbeitszeitregelungen).

Lösungen für die Gruppenfragen


Gruppe 1: Welche Herausforderungen gab es im 19. Jahrhundert für Arbeiter?

Lange Arbeitszeiten: Bis zu 16 Stunden täglich, oft ohne Ruhetage.

Geringe Löhne: Existenzsichernde Einkommen waren kaum gegeben.

Kinderarbeit: Kinder mussten in Fabriken und Bergwerken arbeiten.

Fehlender Arbeitsschutz: Keine Sicherheitsmaßnahmen, hohe Unfallgefahr.

Gesundheitsrisiken: Schlechte Arbeitsbedingungen führten zu Krankheiten.

Überfüllte Wohnverhältnisse: Arbeiter lebten in Elendsvierteln mit schlechten hygienischen Zuständen.

Keine Sozialversicherung: Kein Schutz bei Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Invalidität.

Repression von Gewerkschaften: Arbeiterorganisationen wurden kriminalisiert.


Gruppe 2: Welche sozialen Missstände gibt es heute in der Arbeitswelt?

Prekäre Beschäftigungsverhältnisse: Viele Menschen arbeiten in unsicheren Jobs (befristete Verträge, Leiharbeit).

Geringe Löhne: Niedriglöhne trotz harter Arbeit (z. B. in der Pflege oder Gastronomie).

Moderne Sklaverei: Ausbeutung von Arbeitern in Textilindustrie, Landwirtschaft und Baugewerbe.

Gig-Economy: Plattform-Arbeiter (z. B. Lieferdienste) haben oft keine Sozialabsicherung.

Mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Arbeitszeiten sind oft unflexibel.

Diskriminierung und Mobbing: Frauen, Minderheiten und ältere Arbeitnehmer sind häufig benachteiligt.

Digitale Überwachung: Unternehmen setzen Algorithmen zur Leistungsüberwachung ein.

Burnout und psychischer Druck: Steigende Arbeitsanforderungen führen zu Stress und Erschöpfung.


Gruppe 3: Welche Lösungsansätze bietet die katholische Soziallehre?

Gerechter Lohn: Jeder Arbeiter hat das Recht auf eine faire Entlohnung.

Schutz der Menschenwürde: Arbeit muss menschenwürdig und sozial verträglich sein.

Solidarität: Förderung von Zusammenhalt zwischen Arbeitern und Unternehmen.

Subsidiarität: Verantwortung soll möglichst auf niedriger Ebene (z. B. Betriebsräte) getragen werden.

Vereinigungsfreiheit: Unterstützung von Gewerkschaften und Arbeitnehmerrechten.

Soziale Sicherheit: Staat soll für Renten, Krankenversicherung und soziale Absicherung sorgen.

Gemeinwohl: Unternehmen sollen sich nicht nur auf Profit konzentrieren, sondern auch soziale Verantwortung übernehmen.

Sonntagsruhe: Ein Tag der Ruhe und der Besinnung für Arbeiter.


Gruppe 4: Wie könnten christliche Werte helfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern?

Nächstenliebe: Respektvoller Umgang zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

Gerechtigkeit: Faire Bezahlung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen.

Solidarität: Unterstützung für benachteiligte Arbeiter und Schwächere in der Gesellschaft.

Verantwortung: Unternehmen und Politik haben eine moralische Pflicht zur sozialen Gerechtigkeit.

Teilhabe: Jeder Mensch sollte die Chance auf Bildung, Entwicklung und ein erfülltes Arbeitsleben haben.

Bewahrung der Schöpfung: Nachhaltige Produktion und faire Lieferketten zur Vermeidung von Umweltzerstörung.

Barmherzigkeit: Unterstützung für Arbeitslose, Kranke und sozial Schwache.


III. Praktische Anwendung (20 Minuten)


Schüler entwickeln eine Werteskala mit Beispielen aus dem Arbeitsleben mit Begründung der Einordnung.

Die Ergebnisse werden zu einer Werteskala auf der Tafel (von "unfair" bis "fair") verdichtet.

Ein Bezug zur katholischen Soziallehre ist herstellen.


Fairness-Stufe Fallstudie Begründung & Bezug zur katholischen Soziallehre

Beispiele:

Sehr unfair: Ein Textilarbeiter in Bangladesch verdient 2 € pro Tag. Dies verstößt gegen das Prinzip des gerechten Lohns, das in Rerum Novarum betont wird. Ein Lohn muss ein menschenwürdiges Leben ermöglichen.

Unfair: Ein Unternehmen verweigert Arbeitern das Recht auf Gewerkschaften. Das Recht auf Vereinigungsfreiheit (z. B. Gewerkschaften) ist zentral für die katholische Soziallehre. Laborem Exercens (Johannes Paul II.) betont, dass Arbeiter sich organisieren dürfen, um ihre Rechte zu schützen.

Fair: Eine Firma führt freiwillig nachhaltige Arbeitsbedingungen ein. Dies entspricht der katholischen Soziallehre: Unternehmen sollen sich am Gemeinwohl orientieren, Arbeitsbedingungen verbessern und die Würde des Menschen achten (Gaudium et Spes).



Hier sind Beispiele zur heutigen und früheren Arbeitswelt, unterteilt in Sehr unfair, Unfair und Fair:


Sehr unfair

Früher:

Kinderarbeit in Fabriken (19. Jh.) → Kinder mussten oft 12–16 Stunden täglich unter gefährlichen Bedingungen arbeiten.

Leibeigenschaft (Mittelalter) → Bauern mussten ohne eigene Rechte für den Grundherrn schuften.

Zwangsarbeit (NS-Zeit, Antike) → Menschen wurden zur Arbeit gezwungen, ohne Lohn oder Rechte.

Heute:

Moderne Sklaverei (z. B. in illegalen Minen oder Menschenhandel) → Arbeiter werden ausgebeutet, oft ohne Bezahlung.

Textilindustrie in Billiglohnländern → Näherinnen verdienen oft nur wenige Cent pro Stunde unter katastrophalen Bedingungen.

Ausbeutung von Erntehelfern (z. B. in Südeuropa) → Saisonarbeiter leben in miserablen Unterkünften und arbeiten für Hungerlöhne.


Unfair

Früher:

Fabrikarbeit in der Industrialisierung (19. Jh.) → Schlechte Löhne, lange Arbeitszeiten, kaum Arbeitsschutz.

Frauen als Arbeiterinnen ohne Rechte (bis ins 20. Jh.) → Geringer Lohn, keine Mitbestimmung, oft Kündigung bei Heirat oder Schwangerschaft.

Bergbauarbeit (18.–20. Jh.) → Lebensgefährliche Bedingungen, niedrige Bezahlung, kaum soziale Absicherung.

Heute:

Mindestlohn reicht nicht zum Leben (in vielen Ländern) → Menschen müssen mehrere Jobs haben, um über die Runden zu kommen.

Gig Economy (z. B. Lieferdienste, Uber-Fahrer) → Keine festen Verträge, keine soziale Absicherung, schlechte Bezahlung.

Praktika ohne Bezahlung → Junge Menschen arbeiten monatelang ohne Gehalt, um "Erfahrung" zu sammeln.


Fair

Früher:

Zunftwesen im Mittelalter → Handwerker hatten soziale Absicherung und Regeln für Löhne und Arbeitszeiten.

Arbeiterbewegung (20. Jh.) → Einführung des 8-Stunden-Tages, Arbeitsschutzgesetze, soziale Absicherung.

Erste Betriebsräte (frühes 20. Jh.) → Mitbestimmung der Arbeiter in Betrieben.

Heute:

Tarifverträge in vielen Berufen → Gesicherte Löhne, Arbeitszeiten und Kündigungsschutz.

Betriebliche Mitbestimmung → Betriebsräte vertreten die Interessen der Arbeitnehmer.

Homeoffice & Work-Life-Balance → Flexible Arbeitszeiten und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Gleichberechtigung am Arbeitsplatz → Frauen und Männer haben in vielen Ländern gleiche Rechte und Chancen.


Zusätzliche Erklärungen zur katholischen Soziallehre:

Gerechter Lohn (Rerum Novarum, 1891):

Ein Gehalt muss den Arbeiter und seine Familie ernähren können.

Ein Lohn von 2 € pro Tag ist untragbar und verstößt gegen dieses Prinzip.

Recht auf Vereinigung (Laborem Exercens, 1981):


Gewerkschaften helfen Arbeitern, sich gegen Ausbeutung zu wehren.

Unternehmen, die dieses Recht verweigern, handeln gegen die katholische Soziallehre.

Soziale Verantwortung der Unternehmen (Laudato Si, 2015):

Unternehmen sollen nicht nur Profit machen, sondern sich um Umwelt und soziale Gerechtigkeit kümmern.

Nachhaltige Arbeitsbedingungen sind ein positiver Schritt in diese Richtung.





IV. Präsentation der praktischen Anwendung (10 Minuten)

Jede Gruppe präsentiert ihre Entscheidung und verteidigt sie.

Gemeinsame Reflexion: Wie könnte eine christliche Perspektive auf die Fälle aussehen?


V. Reflexion und Zusammenfassung (10 Minuten)

Abschlussfrage:

Was nehmt ihr aus der Stunde mit?

Welche Bedeutung hat Rerum Novarum für unser heutiges Leben?

Digitale Abschlussumfrage (Mentimeter oder Kahoot!)

"Welche Prinzipien der katholischen Soziallehre sind für euch am wichtigsten?"

Live-Abstimmung und kurze Besprechung der Ergebnisse.


VI. Hausaufgabe (5 Minuten)

Recherchiere ein aktuelles Beispiel für soziale Ungerechtigkeit in der Arbeitswelt (z. B. Amazon, Textilindustrie, Mindestlohn-Debatte) und analysiere es aus Sicht der katholischen Soziallehre.

Vorbereitung einer kurzen Präsentation (2 Minuten) für die nächste Stunde.

VII. Abschließende Worte (5 Minuten)

"Die katholische Soziallehre ist kein verstaubtes Konzept, sondern eine Antwort auf reale Probleme. Ihr könnt dazu beitragen, die Welt gerechter zu gestalten."

Offene Fragerunde.


VIII. Zusätzliche kreative Ideen

Rollenspiel: Schüler simulieren eine Verhandlung zwischen Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Kirche (mit Bezug auf Rerum Novarum).

Social-Media-Projekt: Schüler gestalten einen Instagram-Post oder TikTok-Video zum Thema "Fairness in der Arbeitswelt".

Besuch eines Sozialexperten: Einladung eines Gewerkschaftsvertreters oder Sozialarbeiters für eine Diskussion.


IX. Bibelzitate zur Vertiefung

"Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert." – Lukas 10,7

"Denn der Arbeiter ist wert seines Lohnes." – 1. Timotheus 5,18

"Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen!" – Sprüche 31,8

Diese Bibelstellen helfen den Schülern, die biblischen Wurzeln der Soziallehre zu verstehen.

Hessen

Hessen

Sekundarstufe II | Q3 Ethik – die Frage nach Gut und Böse

Q3.5 Zukunft der Erde, Zukunft des Menschen und kirchliche Positionen.

Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz

Sekundarstufe II | 12/2 Gutes Handeln unter dem Anspruch des Christseins

12.2 / 5. Anfragen an die Katholische Soziallehre und Moraltheologie.

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20.2.2025

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Unterrichtsstunde

Menschen & Welt ,Kirche

Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren ,Kommunizieren und Kooperieren ,Produzieren und Präsentieren ,Analysieren und Reflektieren

mittel

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