Im zweiten Teil der Videoreihe zur Generationengerechtigkeit wird der Begriff „gerecht“ im Kontext des Generationenverhältnisses näher beleuchtet. Nachdem im ersten Teil der Begriff „Generationen“ definiert wurde, richtet sich der Fokus nun auf die Frage, was unter „Gerechtigkeit“ zwischen Generationen zu verstehen ist – sowohl zwischen jungen und alten Menschen als auch im Verhältnis zu zukünftigen Generationen. Dabei geht es um soziale Gerechtigkeit, insbesondere um die gerechte Verteilung von Ressourcen, staatlichen Leistungen und auch Lasten wie Schulden und Umweltschäden über verschiedene Generationen hinweg.
Als zentrales Prinzip der Generationengerechtigkeit wird die Chancengerechtigkeit hervorgehoben. Sie bedeutet, dass keine Generation benachteiligt sein darf in ihrer Möglichkeit, grundlegende Bedürfnisse zu erfüllen. Dies gilt für alle heute lebenden Altersgruppen – junge, mittlere und ältere Menschen gleichermaßen. So müssen beispielsweise junge Menschen Zugang zu Bildung und Erwerbsmöglichkeiten haben, während ältere Menschen auf eine gute Gesundheitsversorgung und Betreuung im Alter angewiesen sind. Entscheidend ist, dass sich dieses Prinzip auch auf den Wandel innerhalb einer Generation über die Zeit hinweg anwenden lässt – wenn die heutige junge Generation selbst alt ist, soll sie genauso behandelt werden wie die dann junge Generation.
Besonderes Augenmerk wird im Video auf die Definition von „Bedürfnis“ gelegt. Es werden zwei Ansätze vorgestellt: Der erste – alltagssprachlich geprägt – sieht in jedem Wunsch oder Verlangen ein Bedürfnis, egal ob es sich um Erholung, ein neues Smartphone oder einen Rundflug mit dem Hubschrauber handelt. Dieser Ansatz wird jedoch kritisch betrachtet, da er keine klare Abgrenzung zu bloßen Wünschen bietet. Der zweite Ansatz – entwickelt von Len Doyal und Ian Gough – unterscheidet klar zwischen Bedürfnissen und Wünschen. Ein Bedürfnis ist demnach etwas, das notwendig ist, um schwerwiegende Schäden körperlicher oder psychischer Art zu vermeiden. Ein Mensch braucht also beispielsweise ausreichend Flüssigkeit, aber keinen Sportwagen oder Hubschrauberflug.
Die Altersgruppen-Generationengerechtigkeit orientiert sich deshalb ausschließlich an den grundlegenden Bedürfnissen der Menschen. Wünsche hingegen sind individuell, oft übertrieben und ungleich verteilt – ihre Erfüllung kann nicht als Maßstab für Gerechtigkeit zwischen Generationen gelten. Daraus folgt, dass Generationengerechtigkeit sich auf gleiche Chancen zur Erfüllung notwendiger Bedürfnisse konzentriert – unabhängig vom Alter oder von individuellen Vorstellungen vom guten Leben.