Didaktisch beginnt das Modul bei der existenziellen Erfahrung von Angst. Die Lernenden setzen sich zunächst mit eigenen Ängsten auseinander und erkennen, dass Angst ein Grundgefühl ist, das Menschen stark beeinflussen und unfrei machen kann. Von dort aus wird der historische Perspektivwechsel vollzogen: Die Schülerinnen und Schüler versetzen sich in die Lebenswelt der Menschen im Mittelalter, die stark von der Angst vor Gott, dem Jüngsten Gericht, dem Fegefeuer und der Hölle geprägt war. Anhand von Texten und Bildquellen, etwa Darstellungen des Jüngsten Gerichts, wird deutlich, wie kirchliche Lehren und Praktiken diese Ängste verstärkten und zur religiösen Unfreiheit beitrugen
Darauf aufbauend wird Martin Luther als eine zentrale Figur der Reformation eingeführt. Die Lernenden beschäftigen sich mit Luthers inneren Glaubenskonflikten und seiner befreienden Entdeckung, dass der Mensch allein aus dem Glauben heraus vor Gott bestehen kann. Diese reformatorische Erkenntnis wird als Wendepunkt dargestellt, der Angst abbaut, das Gottesbild verändert und neue Freiheit eröffnet. Am Beispiel der Reformation in Bremen, insbesondere durch die Predigten Heinrichs von Zütphen und Luthers Trostbrief an die Bremer Bevölkerung, wird konkret nachvollzogen, wie sich diese neuen Glaubensideen verbreiteten und welche Wirkung sie auf das Lebensgefühl der Menschen hatten
Im weiteren Verlauf weitet das Modul den Blick auf die Gegenwart. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren eigene Erfahrungen mit Leistungsdruck, dem Gefühl, nicht zu genügen, sowie mit Erwartungen anderer, etwa in sozialen Medien. So wird eine Brücke zwischen den historischen Ängsten zur Zeit der Reformation und heutigen Formen von Unfreiheit geschlagen. Zentral ist dabei die Frage, was religiöse Freiheit heute bedeutet und wo sie an persönliche, gesellschaftliche oder religiöse Grenzen stößt
Abschließend thematisiert das Modul Freiheit und Bindung innerhalb verschiedener Religionen. Anhand ausgewählter religiöser Regeln und ethischer Leitlinien aus Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus diskutieren die Lernenden, welche Regeln sie als sinnvoll für ein gutes Zusammenleben empfinden und wo sie Einschränkungen sehen. Kontroverse Fallbeispiele und Diskussionsmethoden fördern dabei Urteilsfähigkeit und Perspektivwechsel. Insgesamt zielt das Unterrichtsmaterial darauf ab, Religionsfreiheit historisch zu verstehen, kritisch zu reflektieren und mit der eigenen Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler in Beziehung zu setzen