Für den katholischen Religionsunterricht in der Grundschule bietet die Handreichung reichhaltige Anknüpfungspunkte, da Demokratiebildung hier eng mit zentralen theologischen und ethischen Grundüberzeugungen verbunden werden kann. Der Religionsunterricht fragt traditionell nach dem gelingenden Zusammenleben, nach Gerechtigkeit, Verantwortung, Solidarität und nach der unverlierbaren Würde jedes Menschen – Themen, die auch das Fundament demokratischen Handelns bilden. Die Handreichung macht deutlich, dass Demokratie nicht allein kognitiv vermittelt werden kann, sondern vor allem durch konkrete Erfahrungen von Teilhabe, Anerkennung und Selbstwirksamkeit im Schulalltag erlernt wird. Genau hier liegt ein zentrales Potenzial für den Religionsunterricht, der sich als Ort dialogischen Lernens und wertorientierter Orientierung versteht.
Didaktisch empfiehlt sich ein handlungs- und erfahrungsorientierter Zugang, der demokratische Lernformen nicht nur thematisiert, sondern im Unterricht selbst praktiziert. Gesprächskreise, Klassenrat, Abstimmungen oder gemeinsam entwickelte Regeln können im Religionsunterricht bewusst aufgegriffen und theologisch reflektiert werden. Fragen wie „Was ist gerecht?“, „Wer wird gehört?“, „Was bedeutet Verantwortung füreinander?“ oder „Warum ist jede Stimme wichtig?“ lassen sich dabei mit biblischen Erzählungen (z. B. Gleichnisse Jesu, Berufungsgeschichten, Exodus) sowie mit christlichen Grundhaltungen wie Nächstenliebe, Achtung vor dem Anderen und Einsatz für Schwächere verbinden. Die Handreichung unterstützt diesen Ansatz, indem sie Demokratie als Querschnittsaufgabe aller Fächer beschreibt und ausdrücklich auch den katholischen Religionsunterricht als Ort der Partizipations- und Wertebildung nennt.
Methodisch eröffnen die dargestellten Praxisbeispiele vielfältige Umsetzungsmöglichkeiten: Der Klassenrat kann im Religionsunterricht nicht nur als Organisationsform, sondern als Lernort für Konfliktlösung, respektvolle Kommunikation und verantwortliche Entscheidungsfindung genutzt werden. Projekte zu Kinderrechten, zu Fairness oder zu solidarischem Handeln ermöglichen eine altersgerechte Verbindung von religiöser Deutung, ethischer Urteilsbildung und konkretem Handeln. Auch die in der Handreichung thematisierte Medienbildung ist für den Religionsunterricht bedeutsam, etwa im Hinblick auf Wahrheit, Lüge, Fake News oder einen respektvollen Umgang in digitalen Räumen. Hier kann der Religionsunterricht einen reflektierenden Raum bieten, in dem Kinder lernen, Informationen kritisch zu prüfen und ihr eigenes Verhalten an christlich-ethischen Maßstäben auszurichten. Insgesamt unterstützt das Material eine Unterrichtskultur, in der Kinder ernst genommen werden, Verantwortung übernehmen dürfen und erfahren, dass ihre Meinung zählt – eine Erfahrung, die sowohl demokratisch als auch religiös grundlegend ist.