Damit Kirchen tatsächlich solche Erfahrungen ermöglichen, müssen sie zuverlässig geöffnet sein. Das Werkbuch betont die Bedeutung klar sichtbarer Öffnungszeiten, einladender Eingangssituationen und einer Atmosphäre, die Wertschätzung ausdrückt – etwa durch geöffnete Türen, Blumen oder Kerzen. Zugleich weist es auf notwendige Sicherheitsmaßnahmen hin: Kult- und Kunstgegenstände sollen geschützt, überflüssige Gegenstände entfernt und technische Anlagen gesichert werden. Die Erfahrung der Landeskirche zeigt jedoch, dass Schäden selten auftreten und dass lebendige Nutzung der beste Schutz vor Vandalismus ist.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der ästhetischen und liturgischen Gestaltung offener Kirchen. Der Kirchenraum kommuniziert – durch Architektur, Licht, Materialien, Möblierung und Ordnung. Damit diese „Sprache“ klar hörbar bleibt, gilt es, Störendes zu entfernen und die ursprüngliche Aussage des Raumes freizulegen. Kirchenpädagogik und ästhetische Bildung helfen dabei, den Raum bewusst zu erschließen. Ein stimmiger Kirchenraum führt Menschen in die Stille, ermöglicht Orientierung und lädt zum persönlichen Glauben ein.
Da heutige Besucher*innen zunehmend individuelle Formen der Spiritualität suchen, empfiehlt das Werkbuch klare Orte für persönliches Gebet. Diese „Liturgien ohne Liturgen“ sollen einfache und verständliche Handlungen ermöglichen: Kerzen entzünden, Gebetsanliegen in ein Buch schreiben, Texte lesen oder meditieren. Solche Gebetsorte müssen sorgfältig gestaltet, sparsam ausgestattet und eindeutig ausgerichtet sein – idealerweise auf den Altar und das Kreuz.
Das Werkbuch führt zudem in die architektonischen und geschichtlichen Dimensionen von Kirchenräumen ein. Es beschreibt ihre städtebauliche Wirkung, die Bedeutung von Proportionen, Lichtführung, Materialien und historischen Elementen. Ein Exkurs zeigt, wie unterschiedliche Bauphasen, theologische Entwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen, von der Nachkriegszeit über die funktionalen Gemeindezentren der 1960er Jahre bis zur Wiederentdeckung des Heiligen – heutige Kirchen geprägt haben.
Schließlich enthält das Werkbuch praktische Hilfen: einen „Kirchgang“, der die wichtigsten Zonen des Raumes erklärt (Eingang, Wegeführung, Altarraum, Paramente, Bänke), Hinweise zur Zusammenarbeit mit Bauämtern sowie Materialien für spirituelle Angebote wie nächtliche Kirchenführungen oder Rollenspiele zur Raumwahrnehmung. Insgesamt will es Gemeinden ermutigen, ihre Kirchen bewusst als offene, gastfreundliche und liturgisch sprechfähige Räume zu gestalten, die Menschen in ihrer Suche nach Ruhe, Sinn und Gottesnähe begleiten.