Das Material schildert, wie die Kirche einerseits gesellschaftlich marginalisiert, andererseits aber als wichtiger Freiraum in einer autoritären Gesellschaft wirksam wurde. Der Staat versuchte, kirchliche Arbeit zu begrenzen, etwa durch das Entfernen des Religionsunterrichts aus Schulen, die Überwachung kirchlicher Mitarbeiter oder die Beschneidung öffentlicher Äußerungen. Dennoch eröffneten Gemeinden zunehmend Räume für jugendliche Subkulturen, kritische Gruppen, Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtskreise. Besonders eindrücklich zeigen dies die Berichte über die sogenannten Blues-Messen in Berlin-Friedrichshain, zu denen zeitweise mehrere tausend Jugendliche kamen. Sie verbanden Musik, politische Klage und biblische Impulse und wurden von staatlichen Stellen misstrauisch überwacht, aber von kirchlichen Akteuren verteidigt. Die Kirche wurde damit zu einem Ort, an dem junge Menschen alternative Formen der Gemeinschaft, des Protests und der Sinnsuche erleben konnten.
Mit Blick auf die Friedliche Revolution von 1989 hebt das Material die Bedeutung der Friedensgebete und der durch die Kirche geschaffenen geschützten Räume hervor. Viele Bürger fanden dort ihre politische Sprache wieder und konnten gewaltfrei Widerstand leisten. Die Kirchen unterstützten zunehmend demokratische Forderungen und trugen als Vermittler an Runden Tischen zur politischen Neuordnung bei. Nach 1990 standen sie jedoch vor der Herausforderung, in einer pluralistischen Demokratie neue Rollen zu finden: Die vertraute Funktion als Ersatzöffentlichkeit entfiel, und es galt, ein klares Verhältnis zum Rechtsstaat, zu Menschenrechten und zur eigenen Verantwortung im öffentlichen Raum zu entwickeln.
Im didaktischen Teil bietet das Heft konkrete Unterrichtssequenzen, Materialien, Medienhinweise und methodische Anregungen für die Sekundarstufen. Thematische Schwerpunkte sind unter anderem die Lebenswirklichkeit christlicher Jugendlicher in der DDR, die Arbeit mit Dokumenten und Zeitzeugen, die Auseinandersetzung mit der Jugendweihe sowie der Einsatz digitaler und filmischer Medien. Die beigefügte Chronologie (Rückumschlag) ermöglicht Lehrkräften zudem eine schnelle Orientierung über zentrale Daten und Ereignisse der Kirchen- und DDR-Geschichte. Insgesamt versteht sich das Heft als Beitrag zur historisch-politischen Bildung im Religionsunterricht, indem es sowohl historische Einblicke als auch konkrete Wege der unterrichtlichen Umsetzung bereitstellt.