Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der historischen Einordnung: Von Turings frühen Überlegungen über ELIZA und Expertensysteme bis hin zu Deep Learning und aktuellen Systemen wie ChatGPT wird die Entwicklung der KI als Abfolge von Hoffnungen, Enttäuschungen und technologischen Sprüngen dargestellt. Diese wechselvolle Geschichte mündet heute in eine Situation, in der KI Anwendungsfelder in nahezu allen Lebensbereichen findet – von Medizin über Mobilität bis hin zu Bildung.
Theologisch-anthropologisch wird die Frage aufgeworfen, was diese Technologien für das Menschenbild bedeuten. Die Beiträge unterstreichen, dass KI-Systeme zu anthropomorphisierenden Missverständnissen einladen: Menschen neigen dazu, ihnen Absichten, Emotionen oder Intelligenz zuzuschreiben, obwohl sie lediglich komplexe Wahrscheinlichkeitsberechnungen ausführen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass Menschen sich selbst zunehmend als „optimierbare Datenkörper“ verstehen – sichtbar etwa in Trends des Self-Trackings. Vor diesem Hintergrund wird kritisch auf transhumanistische Visionen reagiert, die eine Verschmelzung von Mensch und Maschine oder gar das Überwinden menschlicher Begrenztheit anstreben. Ein christliches Menschenbild hebt dagegen die leib-seelische Einheit, die Erfahrung von Vulnerabilität und die Unverfügbarkeit des Lebens hervor.
Für die pädagogische Praxis zeigt das Heft die großen Chancen der Technologie, warnt aber zugleich vor einer unkritischen Nutzung. KI kann Lernprozesse personalisieren, bei Diagnostik oder Korrekturen unterstützen und als Lernpartner dienen – ersetzt aber nicht die Lehrperson. Lehrkräfte sollen KI sowohl als Werkzeug als auch als Gegenstand reflektierten Lernens einsetzen. Gerade im Religionsunterricht bietet sich das Thema an, um mit Schülerinnen und Schülern über Freiheit, Verantwortung, Bewusstsein, Gerechtigkeit oder das Verhältnis von Mensch und Technik zu diskutieren. Gleichzeitig zeigen Studien, dass Jugendliche KI-Systeme häufig nutzen, ihnen aber nur begrenztes Verständnis zugrunde liegt. Daraus ergibt sich der Bedarf einer breiten Medienbildung, die nicht nur technische Fähigkeiten, sondern auch ethische, soziale und kreative Dimensionen umfasst.
Abschließend betonen die Beiträge, dass der Mensch im Mittelpunkt aller technischen Entwicklungen stehen muss. Transparenz, Nachvollziehbarkeit, Datenschutz und die Vermeidung von Diskriminierung gehören zu den zentralen Anforderungen an KI-Systeme, wie etwa der EU AI Act hervorhebt. KI soll als Werkzeug dienen, das menschliche Fähigkeiten ergänzt, nicht ersetzt. Eine offene, interdisziplinäre Debatte und die Beteiligung der späteren Anwenderinnen und Anwender gelten als entscheidend, um KI verantwortungsvoll zu gestalten – auch und gerade im schulischen Kontext.