Für den Religionsunterricht eröffnet das Medium vielfältige didaktische Möglichkeiten. Mystik im Mittelalter bietet einen Zugang zu Fragen nach der Gotteserfahrung jenseits von Dogmatik und kirchlicher Institution. Schülerinnen und Schüler können inhaltlich nachvollziehen, wie Menschen in einer von Symbolik und Ritual geprägten Zeit ihr Glaubensleben gestalteten, und zugleich Bezüge zu heutigen spirituellen Suchbewegungen herstellen. Methodisch empfiehlt sich eine Kombination aus rezeptiven und kreativen Zugängen: Zunächst kann die Klasse mit ausgewählten Passagen aus den Texten der Mystikerinnen und Mystiker konfrontiert werden (z. B. Visionstexte Hildegards oder Predigtgedanken Eckharts). Anschließend lassen sich diese Erfahrungen in Kleingruppen reflektieren, etwa durch bildnerische Umsetzungen, meditative Lesungen oder die Suche nach modernen Parallelen in Musik, Literatur oder Alltagsritualen. Besonders fruchtbar ist es, das Spannungsfeld zwischen Institution und individueller Gotteserfahrung im Plenum zu diskutieren. So wird Mystik nicht nur als historisches Phänomen sichtbar, sondern als bleibende Herausforderung für Glauben und Kirche.