Der Ausdruck „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“ (Gen 3,19) bildet den Ausgangspunkt der biblischen Sicht auf Arbeit. Arbeit erscheint zunächst als Folge des Sündenfalls: Sie ist mit Mühe, Last und Anstrengung verbunden und zugleich existenziell notwendig, um das Leben zu sichern. Im Christentum entwickelt sich daraus eine doppelte Sichtweise. Einerseits ist Arbeit Strafe und Ausdruck menschlicher Begrenztheit, andererseits wird sie – etwa bei Paulus – als sinnvoll, gemeinschaftsstiftend und gottgewollt verstanden. Im Laufe der Kirchengeschichte vertieft sich diese Deutung. Die Benediktiner mit ihrem Grundsatz ora et labora verbinden Arbeit mit geistlicher Übung und Dienst an Gott. In der Reformation betont Luther die Bedeutung des „Berufs“ (vocatio): Jede ehrliche Arbeit hat vor Gott denselben Wert und dient dem Nächsten. Der Calvinismus verschärft diesen Gedanken, indem er Disziplin, Fleiß und innerweltliche Askese als Zeichen göttlicher Erwählung deutet. So entsteht eine christlich geprägte Arbeitsmoral, die bis in die Moderne hineinwirkt: Arbeit erscheint nicht nur als Last, sondern als Pflicht, Berufung und Quelle von Sinn, Identität und sozialer Ordnung – in ständiger Spannung zwischen Mühsal und Würde.