Zu Gast waren Erzbischof Onaiyekan und Prälat Ike aus Nigeria, die die Gründe für dieses Wachstum erläuterten. Neben der Gnade Gottes und dem missionarischen Eifer spielten besonders die kulturellen Parallelen zwischen afrikanischen Religionen und dem Christentum eine Rolle. Afrikanische Religiosität sei zutiefst in das Alltagsleben integriert, geprägt von einer natürlichen Gottesverbundenheit und einer Weltsicht, die Leib, Seele und Geist nicht trennt, sondern in Einheit sieht. Gottesdienste seien deshalb lebendig, lang, von Tanz, Gesang und Gemeinschaftsgefühl getragen – Ausdruck einer ganzheitlichen Spiritualität.
Zugleich wurde deutlich, dass das afrikanische Christentum von Anfang an die Spaltungen der westlichen Kirchen übernommen hat. Die Vielzahl an Konfessionen, Freikirchen und charismatischen Bewegungen führt bis heute zu Spannungen, die sich besonders in Abwerbungsversuchen von Gläubigen zeigen. Die katholische Kirche setzt dem die Stärkung der Glaubensbildung entgegen.
Auch die gesellschaftliche Dimension kam zur Sprache: Trotz vieler Konflikte, Armut und Ungerechtigkeiten prägt die Kirche das soziale Leben Afrikas durch Schulen, Krankenhäuser und Initiativen. Besonders die hohe Zahl an Priesteramtskandidaten zeigt die Vitalität der Kirche. Afrikanische Theologen sehen ihre Aufgabe darin, zur Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden beizutragen – durch Bildungsprojekte, Einsatz für Gefangene und Frauenrechte sowie durch Mikrofinanzprojekte für wirtschaftliche Eigenständigkeit.
Die afrikanische Kirche wird damit zu einem Hoffnungsträger für die Weltkirche. Die Gäste betonten, dass Europa von Afrikas Glaubensstärke lernen könne, während Afrika auf Unterstützung etwa in der Ausbildung angewiesen sei. Ihr Appell an die westlichen Christen lautete: im Glauben standhaft bleiben, sich nicht von politischer Korrektheit einschüchtern lassen und den eigenen Glauben mutig bekennen – denn nur so könne Kirche weltweit lebendig bleiben.