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Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Österreich

Albanien - Kanun, das dunkle Gesetz

Veröffentlichung:12.3.2012

Das Video schildert eindrücklich die Bedeutung des Kanon des Lekë Dukagjini, eines traditionellen Gesetzeskodex aus Nordalbanien, der bis heute das soziale Leben vieler Menschen prägt. Im Zentrum steht der Gedanke der Ehre, die höher bewertet wird als Alter, Krankheit oder gar das Leben selbst. Ein Mann ohne Ehre gilt als tot. Ehre kann durch Blutrache oder durch eine offizielle Versöhnung wiedererlangt werden. Der Kanon regelt nahezu alle Lebensbereiche – von Landwirtschaft bis zur Stellung der Frau – und steht in der Wahrnehmung vieler Menschen über staatlichem Recht oder religiösen Texten.



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Besonders problematisch ist die Blutrache, die als moralische Pflicht angesehen wird: Wird ein Familienmitglied getötet, muss Rache geübt werden, sonst verliert die Familie ihre Würde. Diese Logik führt zu endlosen Fehden über Generationen hinweg. Während der kommunistischen Herrschaft war die Blutrache verboten und geriet in Vergessenheit, nach dem Zusammenbruch des Regimes flammte sie jedoch wieder auf. Bis heute untergräbt sie die Autorität des Staates und macht Rechtsprechung schwierig, da viele Konflikte nach den Regeln des Kanon „außergerichtlich“ geregelt werden.

Ein weiterer Schwerpunkt des Films ist die Stellung der Frau im Kanon. Frauen gelten dort weitgehend als Besitz des Mannes, zuständig für Hausarbeit und Kinder, ohne Mitspracherecht bei Heirat oder Familienangelegenheiten. Gewalt gegen Frauen, Zwangsverheiratungen und sogar selektive Abtreibungen weiblicher Föten sind dokumentiert. Die Folgen sind verheerend: viele Frauen erleben häusliche Gewalt, einige nehmen sich aus Verzweiflung das Leben, andere geraten durch Armut und Perspektivlosigkeit in Prostitution und Menschenhandel, was auch international ein gravierendes Problem darstellt.

Die katholische Kirche spielt eine wichtige Rolle bei der Vermittlung und bei Versöhnungsprozessen. Priester und Bischöfe besuchen Familien, fördern Aussöhnungen und markieren diese sichtbar mit einem Kreuz an den Häusern. Sie setzen sich gegen Zwangsheiraten und für die Rechte von Frauen ein. Papst Johannes Paul II. hat die Situation der Familien in Albanien ausdrücklich thematisiert und eine neue Evangelisierung gefordert, die positive Elemente des Kanon – wie die Bedeutung von Ehre und Versöhnung – mit christlichen Werten verbindet, gleichzeitig aber Gewalt und Unterdrückung klar zurückweist.

Albanien steht damit in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, zwischen dem Kanon als identitätsstiftendem, aber teils zerstörerischem Regelwerk und den Anforderungen einer demokratischen, europäischen Gesellschaft. Die zentrale Herausforderung bleibt, Wege zu finden, wie kulturelle Werte bewahrt, aber mit Menschenrechten und moderner Rechtsstaatlichkeit in Einklang gebracht werden können.

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