Die Bibel beschreibt Gottes Wesen in Exodus 34,6–7 mit den Worten: barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Güte und Treue. Das erste dieser Merkmale – Barmherzigkeit – wird im Hebräischen als „rachum“ bezeichnet. Es ist verwandt mit „rechem“ (Mutterleib) und weckt das Bild der zärtlichen Fürsorge einer Mutter für ihr schutzloses Kind.
Wesensmerkmale von „rachum“:
Gefühl: tiefe, bewegende Zuneigung (Beispiel: Salomos Urteil, 1 Kön 3,26 – die echte Mutter gibt ihr Kind her, um es zu retten).
Handlung: Gott reagiert aus Barmherzigkeit auf das Leid Israels – Befreiung aus Ägypten, Versorgung in der Wüste mit Nahrung, Wasser, Kleidung und Führung.
Trotz dieser Fürsorge lehnten sich die Israeliten immer wieder gegen Gott auf, verehrten andere Götter und handelten ohne Barmherzigkeit untereinander. Dies führte ins Exil.
Prophetische Zusage (Jes 49,15): Gott vergleicht sich mit einer Mutter, die ihr Kind nicht vergisst – selbst wenn menschliche Mütter es täten, würde er sein Volk nicht verlassen.
Vollendung in Jesus Christus:
Jesus ist Gottes menschgewordene Barmherzigkeit (oiktirmos im Griechischen).
Er zeigt sie durch Heilung, Zuwendung zu Ausgestoßenen und Schutz wie eine Henne, die ihre Küken sammelt.
Höchster Ausdruck: Sein stellvertretender Tod, um Menschen zu retten und mit Gott zu versöhnen.
Auftrag an Jesu Nachfolger:
Barmherzigkeit leben, sich vom Leid anderer berühren lassen, aktiv helfen und Heilung fördern. Jesu Mahnung: „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.“