Der Blogcast von BibleProject analysiert Jesu berühmte Aussage aus Matthäus 5,39: „Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin.“ Er zeigt, dass es Jesus hierbei nicht um blinde Unterwerfung oder passives Erdulden von Gewalt geht, sondern um eine aktive, kreative Form gewaltlosen Widerstands.
1. Kein Aufruf zur Passivität
Jesus fordert nicht dazu auf, Missbrauch stillschweigend zu dulden – im Gegenteil: Die Aussage ist als Einladung zu Würde, Widerstand und Transformation zu verstehen. Ziel ist es, das Böse nicht mit Bösem zu vergelten, sondern durch überraschende, gewaltfreie Handlungen herauszufordern.
2. Historischer Kontext: Die rechte Wange
Ein Schlag mit dem Handrücken auf die rechte Wange war im antiken Judentum eine erniedrigende Geste. Wer die linke Wange hinhält, verweigert diese Erniedrigung – und fordert den Aggressor auf, respektvoll (mit der Handfläche) zu schlagen. Das ist ein subtiles Mittel, Gleichwürdigkeit einzufordern.
3. Beispiele für kreative Gegenwehr
Jesus gibt drei weitere Beispiele für widerständige Großzügigkeit:
Mantel geben (Mt 5,40): Wer nach dem Hemd verklagt wird, gibt zusätzlich freiwillig den Mantel – und entlarvt so die Ungerechtigkeit der Gier.
Zweite Meile gehen (Mt 5,41): Statt sich zum Objekt römischer Macht zu machen, geht man freiwillig eine Extrameile und verwandelt Zwang in eine freie Handlung.
Josef als Vorbild: Josef widersteht der Versuchung zur Rache an seinen Brüdern und ermöglicht durch kluge Prüfung und Versöhnung Beziehungsheilung.
4. Jesus als Vorbild
Jesus selbst lebt dieses Prinzip bis zur letzten Konsequenz: Er wehrt sich nicht gewaltsam gegen seine Hinrichtung, sondern begegnet dem Unrecht mit Vergebung, Würde und Selbstbestimmung. Dabei ist er nie Opfer im Sinne von Hilflosigkeit, sondern handelt bewusst und zielgerichtet.
5. Liebe als Widerstand
Liebe bedeutet hier nicht Naivität, sondern aktive Konfrontation von Unrecht mit gewaltfreien Mitteln. So wie Jesus im Tempel prophetisch auftritt, sollen auch wir das Unrecht benennen und zugleich in Liebe handeln – nicht zur Vernichtung des Feindes, sondern zu seiner Umkehr (vgl. Sprüche 25,21–22).