Für den katholischen Religionsunterricht ab der Sekundarstufe II bietet der Film einen hochrelevanten Impuls zur Auseinandersetzung mit zentralen theologischen, ethischen und kirchlichen Fragen: Was bedeutet Berufung wirklich? Welche Rolle spielen Schuld und Vergebung im Leben eines Menschen? Und wer darf in unserer Gesellschaft „geistlich“ sprechen oder handeln? Der Film konfrontiert die Lernenden mit der Spannung zwischen institutioneller Kirche und gelebtem Glauben, zwischen heiliger Rolle und menschlicher Schwäche.
Didaktisch eignet sich Corpus Christi besonders für vertiefende Unterrichtseinheiten zu den Themen Berufung, Kirche, Versöhnung, Heuchelei und Wahrhaftigkeit, Grenzerfahrungen, Wandel durch Begegnung und authentische Seelsorge. Auch die Frage nach dem Verhältnis von Amt und Charisma sowie die Auseinandersetzung mit kirchlichen Machtstrukturen und Erwartungen können auf Basis dieses Films reflektiert werden. Die Figur des Daniel wird zur Projektionsfläche für existenzielle Fragen: Kann ein Mensch sich wirklich ändern? Und wer bestimmt darüber, ob jemand glaubwürdig predigen darf?
Methodisch lassen sich viele Zugänge gestalten: Filmanalyse, Rollenprofile, Standbildarbeit, Diskussion über kirchliche Berufsbilder, Perspektivwechsel (z. B. aus Sicht der Dorfbewohner), persönliche Reflexionen über Vergebung oder Berufung sowie der Vergleich mit biblischen Gestalten wie Paulus, Petrus oder dem verlorenen Sohn. Auch der Vergleich mit kirchenrechtlichen Voraussetzungen für das Priesteramt kann ein kritischer Lernanlass sein.
Corpus Christi ist ein vielschichtiger Film über den Wunsch nach Sinn, über das Ringen um Identität und die transformative Kraft gelebter Spiritualität – weit über kirchliche Normen hinaus. Er konfrontiert die Zuschauer mit der Ambivalenz menschlichen Handelns und lädt dazu ein, über das Wesen der Kirche als Gemeinschaft der Sünder und Glaubenden nachzudenken.