Borkenhagen zeigt auf, dass Körperbilder durch historische und soziale Prozesse entstehen: Schlankheit etwa wurde im Bürgertum zum weiblichen Ideal, während Fitness für Männer zunehmend zur Pflicht wird. Tattoos und Körpermodifikationen dienen dabei oft als Ausdruck von Individualität, sind aber ebenfalls eingebettet in soziale Bedeutungsstrukturen. Dabei gelten weiterhin unausgesprochene Tabus: Alt, dick oder „unschön“ darf man zwar sein – aber nicht sichtbar.
Digitale Technik hat das Verhältnis zum eigenen Körper zusätzlich entfremdet: Kalorien-Apps und Fitnessarmbänder suggerieren Kontrolle und Optimierung, führen aber nicht zwingend zu Selbstakzeptanz. Die Idee, den perfekten, funktionierenden Körper zu erschaffen, droht dabei, das Menschliche – wie Krankheit, Alter oder Sterblichkeit – zu verdrängen. Am Ende des Gesprächs plädiert Borkenhagen für mehr Gelassenheit und Selbstannahme: Schönheit macht nicht automatisch glücklich – und lässt sich nicht mit dem Skalpell ins Leben operieren.
Implikationen für den Religionsunterricht:
Dieser Artikel eröffnet zahlreiche theologisch-ethische Diskurse: Was bedeutet „Leiblichkeit“ im christlichen Sinne? Wie ist der Mensch als Ebenbild Gottes gedacht – auch mit Makeln, Falten oder Schwächen? Der Religionsunterricht kann kritisch beleuchten, wie Schönheitsideale zu neuen Götzen werden: Wer definiert, was schön oder wertvoll ist? Was macht einen Menschen aus, wenn nicht Leistung, Perfektion oder äußere Form?
Gleichzeitig lassen sich Fragen zur Selbstannahme, Körperlichkeit, Grenzen von Technik, sowie zum Umgang mit Alter, Krankheit und Tod theologisch diskutieren. Gerade in einer jugendlichen Zielgruppe ist es wichtig, spirituelle Alternativen zu Konsum- und Körperzwängen zu thematisieren – etwa durch Akzeptanz, Nächstenliebe und Gemeinschaft.
Die Auseinandersetzung mit digitaler Selbstinszenierung, der Wirkung medialer Bilder und dem Druck zur Selbstoptimierung kann dabei helfen, Resilienz zu entwickeln – und das eigene Körperbild im Licht einer größeren Sinnperspektive zu betrachten.