RU-digitalRU-digital-logo
1 Bild
Katholische Akademie Bayern

Katholische Akademie Bayern

Ist Rom reformierbar?

Veröffentlichung:1.1.2022

Das Themenheft mit 114 Seiten zur debatte 1/2022 der Katholischen Akademie in Bayern widmet sich unter dem Titel „Ist Rom reformierbar?“ einer grundsätzlichen theologischen und kirchenpolitischen Frage: Wie wandlungsfähig ist das römisch-katholische System – insbesondere angesichts historisch gewachsener Strukturen wie Papstprimat und Unfehlbarkeit? Ausgangspunkt der Überlegungen ist das Erste Vatikanische Konzil (1869–1870), das mit der dogmatischen Konstitution Pastor aeternus den päpstlichen Primat und die Unfehlbarkeit des Papstes bei bestimmten Lehrentscheidungen festschrieb. Diese Entscheidungen, die damals unter massivem Protest einer Minderheit zustande kamen, prägten die römisch-katholische Kirche bis heute. Der Beitrag zeigt auf, wie sich durch das Konzil ein kirchliches Machtverständnis herausbildete, das stark auf Zentralisierung, Autorität und Einheitswahrung setzte.


Products

Besonders brisant wird dies vor dem Hintergrund aktueller Reformbestrebungen, etwa im Rahmen des „Synodalen Wegs“ in Deutschland. Dieser Prozess fordert eine stärkere Beteiligung der Gläubigen an Entscheidungsprozessen, mehr Transparenz und insbesondere auch eine Neubewertung der Rolle der Frau in der Kirche. Das Heft analysiert dabei nicht nur die theologisch-dogmatischen Grundlagen dieser Machtverhältnisse, sondern auch deren kirchenrechtliche Verankerung im Codex Iuris Canonici (CIC) von 1983. Der CIC bestätigt den Jurisdiktionsprimat des Papstes, das heißt: Der Papst besitzt die oberste, unmittelbare und universale Entscheidungsgewalt über die gesamte Kirche – sowohl in Glaubens- als auch in Disziplinarfragen. Damit bleibt der Handlungsspielraum lokaler Kirchen begrenzt.

Das Heft ruft dazu auf, die theologischen und juristischen Voraussetzungen dieser Machtfülle kritisch zu hinterfragen. Es plädiert für eine Weiterentwicklung des Kirchenrechts in Richtung Gewaltenteilung und für eine neue theologische Reflexion über synodale Prozesse. Auch pastoral sei eine Erneuerung nötig: Die Kirche müsse lernen, in einer Sprache zu sprechen, die den Menschen von heute gerecht wird, und sich der Verantwortung stellen, glaubwürdig, gerecht und demütig zu wirken.

Für den schulischen Kontext – etwa im Religionsunterricht der Oberstufe – bietet das Heft zahlreiche Anknüpfungspunkte: Es verknüpft historische, theologische und politische Perspektiven und regt zur Diskussion über Macht, Autorität und Reformfähigkeit von Institutionen an. Die Frage nach der Unfehlbarkeit, nach der Rolle der Frauen, nach Mitsprache und Machtverteilung lässt sich auch im Horizont moderner Demokratietheorien und gesellschaftlicher Gerechtigkeitsvorstellungen fruchtbar machen. Das Heft bietet damit eine hervorragende Grundlage für eine kritische, differenzierte Auseinandersetzung mit dem katholischen Selbstverständnis in Geschichte und Gegenwart.


Fragestellungen:

Grundlegende Orientierungsfragen (für den Einstieg)

Was bedeutet es, wenn man sagt: „Der Papst ist unfehlbar“? Unter welchen Bedingungen gilt diese Aussage?

Was unterscheidet „Lehrprimat“ von „Jurisdiktionsprimat“?

Warum war das Erste Vatikanische Konzil (1869–1870) ein Wendepunkt in der Kirchengeschichte?

Inwiefern hat das Kirchenrecht (CIC 1983) die zentralistischen Strukturen des Konzils übernommen oder verstärkt?


Analytisch-historische Fragen

Welche Interessen und Kräfte standen sich beim Ersten Vatikanischen Konzil gegenüber – und wie beeinflusste das den Verlauf der Beratungen?

Warum konnte eine relativ knappe Mehrheit beim Konzil so weitreichende Dogmen wie die Unfehlbarkeit beschließen?

Welche langfristigen Auswirkungen hatte die dogmatische Definition des Papstprimats für die katholische Kirche?

Inwiefern kann man von einer „Institutionalisierung des Absolutismus“ im Kirchenrecht sprechen?


Kirchenrecht und Theologie

Welche theologischen Argumente werden für und gegen die Unfehlbarkeit des Papstes vorgebracht?

Ist eine Institution wie die katholische Kirche mit ihrem heutigen Selbstverständnis grundsätzlich reformfähig – oder widerspricht das ihrem Wesen?

Wie könnte eine Theologie aussehen, die Synodalität und Papsttum miteinander verbindet, ohne das eine dem anderen zu unterwerfen?

Welche Bedeutung kommt dem Kirchenrecht bei der Ermöglichung oder Verhinderung von Reformen zu?


Bezug zur Gegenwart und Reformprozesse

Was sind die Hauptanliegen des Synodalen Wegs in Deutschland, und warum stoßen sie auf Widerstand in Rom?

Inwiefern zeigt sich im Synodalen Weg ein neues Verständnis von kirchlicher Macht und Beteiligung?

Warum ist die Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche so umstritten – und wie ist sie mit der Lehre vom Papsttum verbunden?

Welche Chancen und Grenzen bieten synodale Prozesse für eine Reform der Weltkirche?


Diskussions- und Urteilsfragen

Muss sich die Kirche verändern, um glaubwürdig zu bleiben? Oder ist gerade ihre Unveränderlichkeit Ausdruck von Wahrheit?

Welche Rolle sollte Machtkontrolle in religiösen Institutionen spielen – oder ist „Demokratisierung“ in der Kirche ein Widerspruch?

Welche Elemente der katholischen Tradition sollten Ihrer Meinung nach erhalten bleiben – und welche sollten reformiert werden?

„Unfehlbarkeit ist keine Stärke, sondern eine Schwäche einer Institution.“ Diskutieren Sie diese Aussage vor dem Hintergrund kirchlicher Entwicklungen.

Hessen

Hessen

Sekundarstufe II | Q4 Kirche – Gemeinde Jesu Christi

Q4.1 Selbstverständnis der Kirche.

Q4.2 Sendung und Auftrag der Kirche.

Q4.5 Fragen an Kirche – umstrittene Kirche.

Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz

Sekundarstufe II | 13 Der Mensch und seine Zukunft - Die Zukunft der Menschheit

13 / 5. Hoffnungen, Visionen, Entwürfe, Utopien.

13 / 7. Zukunft der Glaubenden.

Bild, Text

urheberrechtlich geschützt

8.7.2025

_

Anregung

Kirche

_

_

_

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern Datenschutz.