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Katholische Akademie Bayern

Katholische Akademie Bayern

Globales Denken

Veröffentlichung:1.4.2020

"Global denken“ mit 80 Seiten aus der Zeitschriftenreihe Debatte (2/2021) der Katholischen Akademie in Bayern setzt sich mit der Frage auseinander, wie Philosophie und Bildung in einer globalisierten Welt neu gedacht werden können. Für Lehrkräfte bietet er wichtige Impulse, wie ein interkulturell sensibler und differenzbewusster Unterricht gestaltet werden kann. Ausgangspunkt ist die Einsicht, dass Philosophie nicht ausschließlich ein europäisches Projekt ist, sondern dass weltweit unterschiedliche philosophische Traditionen existieren – etwa in Indien, China oder Afrika –, die lange Zeit im westlichen Denken ignoriert oder abgewertet wurden. Eine „polyzentrische Philosophie“ bedeutet, diese Vielfalt ernst zu nehmen und produktiv in den Dialog zu bringen.


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Zugleich wird betont, dass eine solche Philosophie nicht auf Vereinheitlichung abzielt, sondern auf das Aushalten und Verstehen von Differenz. In einer global vernetzten Welt wird es immer Dissens geben – das Ziel pädagogischer Prozesse ist daher nicht Konsens um jeden Preis, sondern die Fähigkeit, mit Unterschieden respektvoll umzugehen. Lehrkräfte sind aufgefordert, eine Kultur der Auseinandersetzung zu fördern, in der Kompromisse und divergierende Sichtweisen möglich sind, ohne dass das Gegenüber abgewertet wird. Der Text plädiert für eine standpunktbezogene Offenheit: Es ist legitim, eigene Perspektiven zu vertreten, solange man anerkennt, dass auch andere Positionen bestehen können. Jede Interpretation ist nur dann fruchtbar, wenn sie die Möglichkeit anderer Interpretationen mitdenkt.

Ein weiteres zentrales Anliegen ist das Prinzip der Gewaltfreiheit – nicht nur im physischen, sondern auch im sprachlichen und gedanklichen Umgang miteinander. Gewalt beginnt oft schon dort, wo andere Denkweisen abgewertet oder ausgegrenzt werden. Bildung sollte deshalb auch die Fähigkeit zur gewaltfreien Kommunikation und Konfliktlösung stärken.

Literarisch gestützt wird die Argumentation durch Zitate von Hölderlin und Tagore. Hölderlin kritisiert die „Sucht nach Einförmigkeit“ als geistige Gefahr, Tagore warnt davor, dass das Streben nach kultureller Einheitlichkeit zur seelischen Verarmung führt. Vielfalt, so ihre Botschaft, ist nicht ein Problem, das gelöst werden muss, sondern eine Realität, die gestaltet werden kann.

Für den schulischen Kontext bedeutet das: Philosophie- und Ethikunterricht sollten unterschiedliche kulturelle und philosophische Traditionen einbeziehen und nicht nur westliche Denker in den Mittelpunkt stellen. Lehrkräfte können etwa Texte aus der indischen oder afrikanischen Philosophie in den Unterricht integrieren und mit klassischen europäischen Positionen ins Gespräch bringen. Wichtig ist auch, Schüler:innen zur aktiven Auseinandersetzung mit verschiedenen Sichtweisen zu ermutigen – etwa durch Debatten, Perspektivwechsel oder dialogische Unterrichtsformen. Die Förderung von Gesprächskultur, Toleranz und reflektierter Standpunktbildung sind dabei zentrale Ziele. Der Text liefert damit nicht nur philosophische Überlegungen, sondern auch konkrete pädagogische Anregungen für eine Bildung, die globale Verantwortung, kulturelle Vielfalt und friedliches Zusammenleben ernst nimmt.


Fragestellungen:

1. Global denken – Philosophie und Bildung

Was bedeutet „polyzentrische Philosophie“ und welche Folgerungen ergeben sich daraus für den Unterricht?

Inwiefern verändert ein interkultureller Ansatz die Rolle der Philosophie im Schulkontext?

Welche Herausforderungen und Chancen entstehen, wenn nicht-westliche Denktraditionen integriert werden?


2. Differenz und Dissens aushalten

Warum wird im Text betont, dass Dissens pädagogisch produktiv sein kann?

Was unterscheidet „Konsens“ und „Dissens“ – und warum ist letzterer für demokratische Lernprozesse wichtig?

Wie kann im Klassenzimmer ein Umfeld geschaffen werden, das respektvoll unterschiedliche Meinungen zulässt?


3. Standpunktbezogene Offenheit

Was heißt es, eine eigene Perspektive zu vertreten, ohne andere auszuschließen?

Wie können Lehrende Schülerinnen und Schüler darin unterstützen, eigene Standpunkte Bewusst wahrzunehmen und zu reflektieren?

Welche Methoden (z. B. Perspektivwechsel, Rollenübernahme) eignen sich, um diese Haltung im Unterricht zu fördern?


4. Gewaltfreiheit als pädagogischer Grundsatz

Was umfasst der Begriff „Gewaltfreiheit“ im textlichen Kontext – physisch, psychisch und sprachlich?

Welche konkreten Konzepte oder Übungen lassen sich ableiten, um gewaltfreie Kommunikation im Unterricht zu fördern?

Wie lässt sich das Thema Gewaltfreiheit mit bestehenden Lehrplänen (z. B. Ethik, Sozialkunde) verknüpfen?


5. Literarische Bezüge: Hölderlin und Tagore

Welche Rolle spielen die Zitate von Hölderlin („Sucht nach Einförmigkeit“) und Tagore (Vielfalt vs. seelische Einheit)?

Wie lassen sich diese literarischen Beispiele als Ausgangspunkt für Diskussionen im Unterricht nutzen?

Was bedeuten diese Warnungen für das Bildungsideal in einer globalisierten Welt?


6. Pädagogische Konsequenzen

Welche didaktischen Prinzipien leiten sich aus dem Hefttext für den Ethik-/Philosophieunterricht ab?

Wie kann „Global denken“ im Schulalltag konkret werden? Nenne Beispiele für Unterrichtsprojekte oder -formate.

Welche Lernziele lassen sich daraus ableiten – z. B. Toleranz, Selbstreflexion, kritisches Denken?


Differenzierte Einsatzmöglichkeiten im Unterricht

Analyseaufgabe: Untersuche, wie der Text „Global denken“ auf die eigenen Schulbedingungen übertragbar ist.

Diskussionsrunde: „Ist Konsens im Unterricht erstrebenswert?“ – Pro- und Contra-Positionen diskutieren.

Praxisprojekt: Führe einen interkulturellen Dialogtag durch mit externen Gästen oder Gruppenarbeit zu transkulturellen Themen.

Rollenspiel: Simulation politischer oder gesellschaftlicher Debatten mit Haltung und Empathie.

Hessen

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Sekundarstufe II | E1 Religion und Mensch in einer pluralen Welt

E1.3 Aspekte christlicher Anthropologie.

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Sekundarstufe II | 13 Der Mensch und seine Zukunft - Die Zukunft der Menschheit

13 / 2. Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit – eine Herausforderung an die Christen.

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