Der Einstieg gelingt über ein Gedankenexperiment im Zentrum, das die Lernenden in ein fiktives Szenario nach einem Atomkrieg versetzt. In einer Bunkergemeinschaft mit begrenztem Platzangebot müssen sie als Mitglieder von drei Gruppen darüber verhandeln, ob Geflüchtete aufgenommen werden sollen – alle, niemand oder nur ein Teil. Die Schülerinnen und Schüler bereiten in Gruppenarbeit Argumente für eine Podiumsdiskussion vor und nehmen bewusst unterschiedliche Sichtweisen ein. Dabei trainieren sie ihre Fähigkeit zur Perspektivübernahme und zur ethischen Argumentation.
In einer zweiten Phase treten die Gruppen in einer moderierten Diskussion gegeneinander an und vertreten ihre jeweiligen Positionen im Plenum. Anschließend lösen sie sich von den zugewiesenen Rollen und reflektieren ihre persönliche Haltung. Dieser Perspektivwechsel fördert ein tieferes Verständnis für die Komplexität der Debatte um Aufnahme und Ausgrenzung sowie für den Wert von Menschenwürde und Solidarität.
Die folgenden beiden Stunden dienen dem Transfer in die Realität. In einer Stationsarbeit befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit vier Themenfeldern: gängige Vorurteile gegenüber Geflüchteten, persönliche Fluchterfahrungen (aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Syrienkrieg), politische Positionen zur Aufnahme in Deutschland sowie gelungene Integrationsbeispiele. Ziel ist es, faktenbasierte Informationen zu erarbeiten, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen und sich ein eigenes, reflektiertes Urteil zu bilden. Die Lernenden setzen sich mit Ursachen von Flucht, gesetzlichen Regelungen, gesellschaftlichen Debatten und individuellen Geschichten auseinander.
In den abschließenden beiden Stunden steht die kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Medienberichten im Mittelpunkt. Ausgehend von Beispielüberschriften zu Themen wie Seenotrettung oder EU-Flüchtlingspolitik recherchieren die Schülerinnen und Schüler selbstständig Artikel, analysieren Argumentationsstruktur, Sprachgebrauch und Positionierung und bereiten kurze Präsentationen vor. Die Ergebnisse werden im Plenum vorgestellt und diskutiert. Diese Phase fördert die Medienkompetenz, schult den kritischen Blick auf öffentliche Debatten und unterstützt die Entwicklung einer eigenen fundierten Meinung.
Die Einheit arbeitet mit vielfältigen Methoden wie Gruppenarbeit, Stationenlernen, Rollenspiel und Medienanalyse. Sie zielt auf die Förderung zentraler Kompetenzen wie Empathie, Urteilskraft, Argumentationsfähigkeit und demokratische Diskussionskultur. Durch den Wechsel von Perspektiven, die Verbindung von Fiktion und Realität sowie den reflektierten Umgang mit aktuellen Debatten ermöglicht sie einen tiefgehenden und altersgerechten Zugang zu einem der wichtigsten gesellschaftlichen Themen unserer Zeit.