In dem Interview erklärt Prof. Muna Tatari, Junior-Professorin für islamische systematische Theologie, dass eine historisch-kritische Lektüre des Korans nicht dem Glauben widerspricht, sondern sein Verständnis vertieft. Sie betont, dass der Koran in verschiedenen Schichten entstanden ist: sprachlich, historisch und religiös. Um bestimmte Passagen richtig zu verstehen, ist es entscheidend, sie in ihrem ursprünglichen Kontext – kulturell, sozial und politisch – zu betrachten. Tatari argumentiert, dass diese Herangehensweise hilft, fundamentalistische Auslegungen aufzubrechen und die Vielfalt der islamischen Tradition sichtbar zu machen. Dabei geht es nicht um eine einseitige Deutung, sondern um eine selbstbewusste, pluralistische Textrezeption, die dem Koran gerecht wird und ihn als lebendige Schrift in der Gegenwart erhält.