Im Video „Braucht der Islam eine Aufklärung?“ erläutert Prof. Thomas Bauer, Islamwissenschaftler an der Universität Münster, dass der Islam keine Nachzügler-Religion ist, wie oft angenommen, sondern dass es bereits im 19. Jahrhundert Reformbewegungen gab – besonders inspiriert durch den Kontakt mit westlicher Kolonialmächtigkeit. Er betont, dass der Islam heute keine „Aufklärung von außen“ braucht, sondern den Mut zur innerislamischen Reform – getragen von muslimischen Akteuren selbst. Der Fokus liegt auf der Verbindung von Vernunft, Religionsfreiheit und Individualrechten, ohne westlichen Überdruck.
Bauer warnt vor undifferenzierten Zuschreibungen: Nicht jede religiöse Praxis sei reaktionär, aber problematische Elemente gelte es kritisch zu hinterfragen. Die Rede ist von einem „selbstbestimmten Reformdiskurs“, der die Vielfalt islamischer Traditionen aufgreift und weiterentwickelt. Er plädiert ausdrücklich für eine innere Ambiguitätstoleranz (Unentschiedenheit), die in der Geschichte des Islams lange gepflegt wurde, bevor sie durch einheitliche Wahrheitsansprüche verdrängt wurde.