Zwei Kernfragen leiten das Modul: Wie wird Jesus im Judentum gesehen? Und welche Rolle spielt er im Islam? Die Antworten darauf machen deutlich: Während Jesus aus jüdischer Perspektive meist als Lehrer oder gescheiterter Messias, keinesfalls jedoch als göttlicher Erlöser verstanden wird, gilt er im Islam als hochverehrter Prophet (Isa) – von einer göttlichen Sohnschaft ist aber auch hier keine Rede. Diese Perspektivwechsel fordern die Schülerinnen und Schüler dazu heraus, das eigene christliche Verständnis in den Dialog mit fremden Deutungen zu stellen, ohne es relativieren zu müssen.
Das Material regt ausdrücklich zur praktischen Begegnung an: Besuche in Moscheen oder Synagogen, Gespräche mit einem Rabbiner, einer muslimischen Lehrperson oder gläubigen Mitschüler*innen schaffen die Möglichkeit, über Textarbeit hinaus ins Gespräch zu kommen. Dadurch wird nicht nur theologisches Wissen vertieft, sondern interkulturelle Kompetenz und Toleranz gefördert. Das Modul versteht sich zugleich als Beitrag zu schulischer Friedensbildung – denn angesichts religiös begründeter Spannungen in der Gesellschaft ist es von unschätzbarem Wert, ein differenziertes, friedliches Bild vom Anderen zu entwickeln.
Ziel ist es, die Schüler*innen mit grundlegenden Positionen des Judentums und des Islams zur Person Jesu vertraut zu machen. Sie erkennen, dass Glaube und religiöse Tradition jeweils aus spezifischen kulturellen, geschichtlichen und spirituellen Kontexten heraus verstanden werden müssen. Zugleich erhalten sie die Gelegenheit, den eigenen Glauben – durch die Spiegelung im Fremden – neu zu reflektieren und gegebenenfalls zu vertiefen. Der interreligiöse Dialog wird so zum Lernfeld der Verständigung und zur Übung gelebter Toleranz.