Das Material bietet einen historischen und theologisch reflektierten Zugang zur nachösterlichen Entwicklung der jungen Christengemeinden. Es zeigt auf, dass das, was wir heute als „Glaube an den Auferstandenen“ bezeichnen, nicht plötzlich vorhanden war, sondern sich in einem längeren geistlichen, kulturellen und religionsgeschichtlichen Prozess herausgebildet hat. Zentrale Rolle spielen dabei die sogenannten Hoheitstitel – etwa „Kyrios“, „Sohn Gottes“, „Messias“ oder „Pantokrator“ –, die ursprünglich im alttestamentlich-jüdischen Kontext verankert waren und nun auf Jesus übertragen wurden. Die Deutung dieser Titel verdeutlicht, wie die junge Kirche ihre Identität zwischen jüdischer Wurzel und hellenistischem Umfeld entwickelte.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Wechsel vom historischen Jesus der Verkündigung hin zum verkündigten Christus der Kirche – einem theologischen Paradigmenwechsel, der für das Verständnis des Neuen Testaments und des christlichen Glaubens zentral ist. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit den Spannungen und innerkirchlichen Konflikten auseinander, die in den frühen Gemeinden auftraten (etwa zwischen Petrus und Paulus), und erkennen, dass die Entstehung von Kirche immer auch ein geschichtlicher, diskursiver und politisch geprägter Prozess war.
Methodisch fördert das Modul eigenständiges, forschendes Lernen: Anhand biblischer Texte, historischer Quellen und ikonografischer Darstellungen (z. B. Christus Pantokrator) rekonstruieren die Lernenden wesentliche Entwicklungslinien des christologischen Denkens. Dabei werden nicht nur theologische Inhalte vermittelt, sondern auch Kompetenzen im Umgang mit religiöser Sprache, kirchengeschichtlicher Entwicklung und interkulturellem Transfer.
Ziel ist es, den Schüler*innen zu vermitteln, dass die Bibel keine fertig gegebene Offenbarung ist, sondern ein Zeugnis eines wachsenden Glaubens, das differenzierte Auslegung erfordert. Sie lernen, den Glauben an den Auferstandenen als ein historisch gewachsenes, tief religiöses Bekenntnis zu verstehen, das in verschiedenen Kontexten Gestalt angenommen hat und bis heute prägend für das Christentum ist.