Die Stärke des Materials liegt in seiner Offenheit: „Nachfolge“ wird nicht als statisches Ideal vermittelt, sondern als dynamischer, individueller Prozess, der zur Selbstreflexion einlädt. Die biblische Grundlage – insbesondere Jesu Hinwendung zu gesellschaftlich Ausgeschlossenen – wird bewusst nicht historisierend isoliert, sondern in die Gegenwart übertragen. Wer sind heute die „Aussätzigen“, die „Mühseligen und Beladenen“? Diese Leitfrage eröffnet einen aktuellen und gesellschaftlich relevanten Zugang zur Thematik. Der persönliche Bezug zu Erfahrungen von Trost, Geborgenheit oder Belastung rückt Nachfolge aus einer idealisierenden Ferne in eine erfahrbare Nähe – unabhängig von heroischen Vorbildern.
Didaktisch setzt das Material auf eine breite Methodenpalette: Neben klassischer Bibelarbeit finden sich kreative Impulse wie Filmanalysen (z. B. Polanski, Pasolini), Textgestaltung, Gesprächsrunden oder musikalisch-meditative Sequenzen. Auch partizipative Formate wie Umfragen oder Projektarbeit zur Flüchtlingshilfe sind vorgesehen. Damit fördert das Modul nicht nur die kognitive Auseinandersetzung mit Nachfolge, sondern auch die soziale und existentielle Dimension – ein Ansatz, der gerade im Religionsunterricht der Oberstufe Orientierung geben kann.
Ziel ist es, Nachfolge als persönliche, lebensnahe Herausforderung zu begreifen – nicht als Pflicht zur Nachahmung bestimmter Gestalten, sondern als Einladung zur eigenen Positionierung im Spannungsfeld von Glaube, Weltverantwortung und Mitmenschlichkeit. Die Einsicht, dass Jesu Botschaft zeitlos gültig ist und zur Hinwendung an die Schwachen aufruft, steht dabei im Mittelpunkt.