Christliche Selbstliebe und Gottesbild
Im Zentrum des Gesprächs steht das christliche Liebesgebot: „Du sollst Gott lieben, deinen Nächsten wie dich selbst.“ Theologe und Buchautor Michael Pies betont, dass Nächstenliebe ohne Selbstliebe und ohne das Bewusstsein um die eigene Gottesebenbildlichkeit nicht möglich sei.
Kernthesen:
Selbstliebe als christliche Tugend: Sie bedeutet nicht Egoismus oder Überheblichkeit, sondern die Annahme des eigenen Wesens – mitsamt Fehlern und Schwächen – in dem Wissen, dass Gott den Menschen aus Liebe so geschaffen hat.
Grenze zum Egoismus: Wer sich über andere erhebt oder sich nur an äußeren Maßstäben orientiert, hat die christliche Selbstliebe überschritten. Wahre Selbstliebe führt zu Demut, nicht zu Stolz.
Selbstbild und Lebensweg: Ein falsches, gesellschaftlich geprägtes Selbstbild kann zu Fehlentscheidungen führen. Wer sich jedoch als Gottes Geschöpf versteht, erkennt seine Berufung eher und trifft lebensdienlichere Entscheidungen.
Selbstannahme und Lebenskrisen: Die Gewissheit, ein von Gott gewolltes „Gotteskind“ zu sein, hilft, auch mit persönlichen Krisen und Schwächen besser umzugehen.
Gebet und Gottes Plan: Im Gebet und durch Reflexion kann man dem eigenen Lebensweg und Gottes Willen näherkommen. Pies berichtet von seinem eigenen Berufswechsel als spirituelle Neuorientierung.
Vorbilder und Berufung: Menschliche Vorbilder können hilfreich sein, doch entscheidend sei die innere Führung durch den Heiligen Geist.
Selbstzweifel überwinden: Gerade junge Menschen leiden oft an Selbstzweifeln. Doch auch diese seien Teil der spirituellen Reifung – wichtig sei, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen.
Beispiel gelebter Selbstannahme: Ein körperlich und geistig behinderter Freund von Pies zeigt exemplarisch, wie echte Selbstannahme zu erfüllender Nächstenliebe führen kann – etwa durch seinen Dienst an noch schwächeren Menschen in Lourdes.
Fazit:
Selbstliebe, verstanden als Bejahung der eigenen, von Gott gewollten Person, ist Grundlage für ein christliches Leben in Demut, Berufung und tätiger Nächstenliebe.