Berufung und Bedeutung der Zwölf Apostel
Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Berufung der Zwölf Apostel durch Jesus. Der Neutestamentler Prof. Lothar Wehr erläutert, dass Jesus gezielt zwölf Männer aus verschiedenen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Gruppen Israels auswählte. Die Zwölf repräsentieren das ganze Volk Israel, symbolisch in Anlehnung an die zwölf Stämme. Dabei geht es nicht um willkürliche Auswahl, sondern um ein bewusstes Sammeln und Zusammenführen des gesamten Judentums.
Wesen der Berufung:
Die Initiative zur Nachfolge geht von Jesus aus. Niemand macht sich selbst zum Jünger – Berufung geschieht durch Jesus und betrifft letztlich alle Christen. Jeder ist gerufen, im eigenen Leben Zeugnis von Jesus zu geben, wenn auch auf unterschiedliche Weise.
Hierarchie unter den Aposteln:
Innerhalb der Jüngerschaft gab es eine gewisse Rangordnung: Petrus hatte eine herausgehobene Rolle als Sprecher, gefolgt von Jakobus, Johannes und Andreas. Manche Apostel, wie Johannes und Jakobus, bekamen Beinamen – etwa „Donnersöhne“ – möglicherweise als Hinweis auf ihr Temperament.
Das Scheitern der Jünger:
Besonders das Markusevangelium betont die Schwächen der Apostel – ihre Feigheit, ihr Versagen, besonders in der Passion Jesu. Das soll dem Leser zeigen: Auch ein Jünger kann scheitern, und dennoch zur Nachfolge berufen sein. Die Jünger sind Spiegelbilder für die Gläubigen.
Zweck der Berufung:
Jesus beruft die Zwölf zunächst, damit sie „bei ihm sind“ – also in enger Gemeinschaft mit ihm leben – und später, um sie auszusenden zur Verkündigung und zum Exorzismus. Sie sollen seine Botschaft weitertragen und das Reich Gottes verkünden.
Beziehung zur Kirche:
Jesus hat nicht direkt eine Kirche gegründet, aber durch den Zwölferkreis, das letzte Abendmahl und die Sendung Hinweise auf die spätere Kirche gegeben. Mit Pfingsten, der Gabe des Heiligen Geistes, beginnt die Kirche als „Leib Christi“.
Neuer Fokus nach Ostern:
Nach Jesu Tod und Auferstehung wird nicht mehr primär das Reich Gottes, sondern Jesus selbst – sein Tod und seine Auferstehung – Inhalt der Verkündigung. Das unterscheidet den christlichen Glauben von anderen Religionen.
Martyrium als Teil der Nachfolge:
Der Tradition nach starben fast alle Apostel den Märtyrertod. Das zeigt: Nachfolge kann Leiden und Tod bedeuten – aus Liebe, Solidarität und Überzeugung. Auch heute noch werden Christen in vielen Ländern verfolgt.
Didaktischer Hinweis:
Diese Zusammenfassung bietet eine gute Grundlage für eine Unterrichtseinheit über Nachfolge, Berufung und Kirche. Sie kann ergänzt werden durch biblische Textarbeit (z. B. Mk 3,13–19), Gruppenarbeit zu den Aposteln, Diskussion über heutige Formen der Berufung oder das Martyrium, und durch eine Auseinandersetzung mit dem Selbstverständnis der Kirche.