Zentrale Aussagen:
Leben ist Geschenk Gottes: Nur Gott habe die Verfügungsgewalt über Leben und Tod. Daher sei es aus christlicher Sicht nicht erlaubt, den eigenen Tod (durch Suizid) oder den eines anderen willentlich herbeizuführen.
Kritik an gesellschaftlicher Entwicklung: Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Selbsttötung sieht Pies als "Dammbruch". Die hohe Betonung individueller Freiheitsrechte dürfe nicht dazu führen, dass göttliche Ordnungen übergangen würden.
Palliativmedizin als christlich vertretbarer Weg: Ziel sei es, Schmerzen zu lindern, Begleitung zu bieten und den Menschen auf den Tod vorzubereiten – nicht, den Tod aktiv herbeizuführen. Oft gewinne der Mensch in dieser Phase sogar neuen Lebensmut.
Ablehnung der "Kultur des Todes": Pies warnt – im Sinne von Papst Johannes Paul II. – vor einer gesellschaftlichen Entwicklung, in der das Leben entwertet wird: am Lebensanfang (z. B. Abtreibung) wie am Lebensende (aktive Sterbehilfe). Dies widerspreche dem christlichen Menschenbild.
Sterben als Teil des Lebens: Leid, Krankheit und Tod seien nicht das Gegenteil von Glück, sondern Teil des menschlichen Lebens. Die Angst vor dem Tod sei zwar menschlich, könne aber durch den Glauben relativiert und mit Hoffnung gefüllt werden.
Kritik an gesellschaftlichem Umgang mit Sterben: Tod werde heute ausgeblendet, weil auch Gott im Leben vieler Menschen keinen Platz mehr habe. Dies führe zu Entscheidungen, die allein an menschlichen Maßstäben orientiert seien.
Relevanz für den Religionsunterricht:
Das Interview bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für die ethische und theologische Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Menschenwürde. Es eignet sich als Diskussionsgrundlage zu Themen wie:
christliche Ethik versus individuelle Selbstbestimmung
die Rolle der Palliativmedizin
Umgang mit Leid und Tod
Bedeutung des Glaubens in Grenzsituationen
gesellschaftliche Entwicklungen im Umgang mit dem Tod