kirchlichen Trauung
Ausgangslage:
Immer weniger Paare lassen sich kirchlich trauen – nur noch jedes fünfte in Deutschland. Gründe sind u. a. Kirchenaustritte, Glaubensferne, Individualisierung, Kritik an kirchlichen Moralvorstellungen sowie persönliche schlechte Erfahrungen mit kirchlichen Hochzeiten.
Zentrale Inhalte des Gesprächs:
Verständnis von Ehe in der katholischen Kirche:
Die Ehe ist ein Sakrament, also eine heilige Handlung, in der Gott erfahrbar wird.
Die Ehe basiert auf vier Eckpunkten:
Unauflöslichkeit (nur der Tod trennt),
Treue (nicht nur körperlich, sondern auch in gemeinsamen Werten),
gegenseitiges Wohl (Aufgabe des eigenen Egos zugunsten des Partners),
Offenheit für Kinder (willentliche Kinderlosigkeit ist mit kirchlichem Eheverständnis unvereinbar).
Herausforderungen heute:
Die Bindungsangst, der Wunsch nach persönlicher Freiheit und Individualität kollidieren mit dem Eheverständnis der Kirche.
Viele Paare sind unsicher, ob sie dem Anspruch gewachsen sind, ihr Leben langfristig zu teilen – umso wichtiger sei die Vorbereitung.
Vorbereitung auf die Ehe:
Pater Hawlik spricht sich für individuelle Ehevorbereitung aus, bei der Glaube, Biografien und Bildungsstand der Paare berücksichtigt werden.
Auch eine kirchliche Verlobung sei möglich und ein starkes Zeichen.
Gestaltung der Trauung:
Eine Eucharistiefeier ist die „Höchstform“, aber ein Wortgottesdienst kann angemessener sein, wenn viele Gäste dem kirchlichen Geschehen fernstehen.
Wichtig sei, dass das Sakrament bewusst gefeiert wird.
Rolle der Gemeinschaft und der Trauzeugen:
Die Ehe ist keine Privatsache – das kirchliche Eheversprechen wird öffentlich gegeben.
Trauzeugen haben juristisch nur eine Bezeugungsfunktion, aber oft auch emotionale Bindung zum Paar.
Eheerneuerung & Jubiläen:
Pater Hawlik empfiehlt, das Eheversprechen zu besonderen Anlässen feierlich zu erneuern, z. B. zur Goldenen Hochzeit – das stärke die Beziehung und das Bewusstsein der gemeinsamen Lebensleistung.
Scheidung und Annullierung:
Die Kirche kennt keine Scheidung, aber eine Annullierung, wenn bei der Eheschließung z. B. die Offenheit für Kinder oder die Treue willentlich ausgeschlossen wurde.
Papst Franziskus setzte sich für vereinfachte und beschleunigte Annullierungsverfahren ein.
Priesterliche Motivation:
Hawlik sieht in kirchlichen Trauungen eine Chance, Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten.
Besonders freudig ist für ihn, wenn aus einer Ehe später Kinder hervorgehen und er zur Taufe eingeladen wird – dann zeigt sich, dass das Eheversprechen gelebt wird.
Didaktischer Hinweis für Lehrkräfte:
Der Text kann als Gesprächsgrundlage für Themen wie „Sakramente“, „Verbindlichkeit vs. Freiheit“, „christliches Menschenbild“, „Kirche im Wandel“ oder „Bedeutung von Ritualen“ dienen. Der authentische Ton und die lebensnahe Argumentation Pater Hawliks bieten eine gute Grundlage für Diskussion und kritische Auseinandersetzung.