1. Josef als Mann des Gehorsams und Handelns
Josef wird als sensibler Hörer des Wortes Gottes dargestellt, der Träume als göttliche Wegweisung ernst nimmt und entsprechend handelt – etwa bei der Flucht nach Ägypten. Dabei zeigt sich ein aktiver, vertrauensvoller Glaube, der nicht blind folgt, sondern bewusst mitwirkt. Er ist kein "Marionett" Gottes, sondern freier Mitarbeiter an Gottes Heilsplan.
2. Josef – keine Randfigur
Häufig als stille Randgestalt in der Krippe wahrgenommen, erscheint Josef bei näherer Betrachtung als prägende Vaterfigur. Auch wenn kein Wort von ihm überliefert ist, sprechen seine Taten – fürsorglich, vertrauensvoll, entschlossen. Die Vorstellung vom "alten Josef" könnte dabei auch für persönliche Reife und Weisheit stehen.
3. Tempelereignis mit dem 12-jährigen Jesus
Das Wiederfinden Jesu im Tempel wird als tiefer Moment der Spannung zwischen Freiheit und Vertrauen in der Familie Jesu interpretiert. Es enthält eine symbolische Vorwegnahme von Jesu Tod und Auferstehung (drei Tage „verloren“). Jesu Gehorsam gegenüber seinen Eltern wird hier als Einübung in den späteren Gehorsam gegenüber Gott gedeutet.
4. Josef als Handwerker – Bedeutung der Arbeit
Als Zimmermann verkörpert Josef das Ideal des tätigen, einfachen Lebens. Die Arbeit erhält hier Würde als Mittel, Gott zu dienen – ein zentrales Thema der christlichen Sozialethik. Papst Paul VI. sprach vom "Lehrstuhl von Nazareth", der uns die Würde der Arbeit lehren soll.
5. Späte, aber tiefe Josefsverehrung
Die Verehrung Josefs entwickelte sich erst spät, spiegelt aber seine stille, verborgene Bedeutung wider. Heilige wie Teresa von Ávila trugen stark dazu bei, ihn als Fürsprecher zu etablieren. Im 19. und 20. Jh. wurde er zum Schutzpatron der Kirche erhoben – als Hüter der heiligen Familie auch Anwalt der „großen Familie Kirche“.
6. Josef – Patron der Sterbenden
In der Tradition gilt Josef als Schutzpatron der Sterbenden – weil er laut Legende im Beisein Jesu und Mariens starb. Er symbolisiert eine gute Sterbestunde im Angesicht des Erlösers – ein tröstliches Bild des friedvollen Sterbens im Glauben.
7. Josef als Vorbild im Glauben
Prof. Jülich betont die persönliche Bedeutung Josefs für sein eigenes Leben, insbesondere als Priester. Die Josefs-Litanei wird als Möglichkeit empfohlen, einzelne Tugenden wie Armut, Reinheit, Verantwortungsbewusstsein oder Demut zu meditieren – besonders im März, dem Josefsmonat.
Didaktischer Impuls für den Unterricht:
Josef kann als Vorbild für gelebten Glauben, stille Stärke, Verantwortung und tätige Nächstenliebe thematisiert werden. Auch seine Randstellung in der Schrift eignet sich für eine theologische Auseinandersetzung mit dem Wert des Unsichtbaren, der Stille und des Dienstes „im Hintergrund“. Seine Figur lässt sich zudem gut mit Fragen nach Berufung, Familie, Gehorsam, Freiheit und Tod verbinden.