Frauen in der Kirche – Vorurteil und Wirklichkeit
In dieser Ausgabe von Glaubenskompass wird die häufig geäußerte Kritik thematisiert, die Kirche sei frauenfeindlich, etwa weil Frauen nicht zum Priesteramt zugelassen sind. Der Philosoph Dr. Josef Bordat setzt sich differenziert mit diesem Vorurteil auseinander und versucht, theologische, historische und gesellschaftliche Hintergründe zu beleuchten.
Zentrale Inhalte:
Gleichberechtigung im Schöpfungsbericht:
Schon in der Genesis wird der Mensch als „Mann und Frau“ geschaffen – das deutet Bordat als grundlegende theologische Gleichwertigkeit.
Kirche als Dienstgemeinschaft statt Machtapparat:
Frauen übernehmen in der katholischen Kirche vielfältige Rollen, z. B. als Äbtissinnen, Pastoralreferentinnen und Führungskräfte in Ordinariaten. In Deutschland sind z. B. 42 % der Seelsorgenden Frauen, 17 % der Leitungspositionen in Ordinariaten von Frauen besetzt.
Maria als zentrale Figur:
Die Mutter Jesu spielt in Bibel und Glaubensleben eine zentrale Rolle – besonders in der katholischen Kirche, wo sie in vielen Festen und dogmatischen Aussagen präsent ist.
Jesus und die Frauen:
Jesus begegnet Frauen respektvoll, spricht mit ihnen auf Augenhöhe (z. B. mit der Frau am Jakobsbrunnen), nimmt sie in den Kreis seiner Jüngerinnen auf und verteidigt sie gegenüber gesellschaftlicher Ausgrenzung (z. B. die Ehebrecherin).
Frauen in der frühen Kirche:
In der Apostelgeschichte und den Paulusbriefen werden Frauen wie Lydia (Purpurhändlerin), Phoebe (Diakonin) und Priska (Mitarbeiterin in der Verkündigung) erwähnt – sie hatten leitende Aufgaben.
Paulus’ Aussagen zur Unterordnung der Frau:
Diese seien im Kontext der damaligen patriarchalen Gesellschaft zu lesen. Seine Aussagen zur Unterordnung der Frau stehen laut Bordat in einem Spannungsverhältnis zur von ihm gleichzeitig beförderten aktiven Rolle von Frauen.
Kirchengeschichte und Frauengestalten:
Bedeutende Frauen wie Hildegard von Bingen, Katharina von Siena oder Teresa von Ávila hatten Einfluss auf Theologie und Kirchenleitung, sogar gegenüber Päpsten.
Priesterweihe nur für Männer:
Diese kirchliche Praxis wird theologisch mit der apostolischen Sukzession begründet: Jesus habe nur Männer als Apostel berufen, auf deren Linie das Priesteramt zurückgeführt wird. Daher sei das Amt Männern vorbehalten, auch wenn Frauen in anderen kirchlichen Bereichen aktiv seien.
Fazit für den Unterricht:
Die Sendung bietet einen Einstieg in die komplexe Debatte um Rollen von Frauen in der Kirche und hinterfragt gängige Vorurteile. Sie ist geeignet, um mit Schülerinnen und Schülern über Geschlechtergerechtigkeit, kirchliche Strukturen und theologische Traditionen zu diskutieren – auch im Vergleich zu gesellschaftlichen Entwicklungen.