Einführung in Leben, Denken und Wirkung Martin Luthers
1. Historischer Kontext
95 Thesen (1517): Martin Luther, Augustinereremit, veröffentlichte am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen in Wittenberg als Kritik am Ablasshandel. Dies gilt als Beginn der Reformation.
Folgen: Spaltung der Kirche, Religionskriege, neue theologische Ansätze und ein verändertes Kirchenverständnis.
2. Biografischer Hintergrund Luthers
Geboren 1483, Studium in Erfurt auf Wunsch des Vaters.
Schlüsselerlebnis im Gewitter → Eintritt ins Kloster der Augustiner.
Tiefe innere Kämpfe: Angst vor Gottes Gerechtigkeit, Skrupel, Versuchungen.
Theologischer Durchbruch: Entdeckung der „passiven Gerechtigkeit“ – Gottes Barmherzigkeit.
3. Luthers Welt- und Gottesbild
Starke Rolle des Teufels in seinem Denken – teilweise psychologisch erklärbar (strenges Vaterbild, innere Konflikte).
Ambivalente Haltung zu Aberglauben: Aufklärung über Missstände, aber auch radikale Ablehnung von Heiligen- und Reliquienverehrung.
4. Inhalt und Bedeutung der 95 Thesen
Keine fertige Dogmatik, sondern Diskussionsanstoß.
Kritik an Ablasspraxis und päpstlicher Vollmacht.
Nicht grundsätzlich neue Kritik – prophetische Reformbewegungen gab es schon zuvor.
Neu war: Eskalation des Konflikts, rasche Verbreitung durch Buchdruck, kirchenpolitische Sprengkraft.
5. Theologie Luthers – Zentrale Lehren
Rechtfertigungslehre: Der Mensch wird allein durch den Glauben gerechtfertigt (sola fide).
Heil ist Geschenk, nicht Verdienst.
Glaube als vertrauensvolle Annahme der göttlichen Verheißung.
Freier Wille: Umstritten bei Luther – teilweise radikale Aussagen gegen den freien Willen, dennoch bleibt der Glaube ein Akt des Willens.
Spätere Ausgleichsformulierung im Konzil von Trient und der gemeinsamen Erklärung von 1999 zwischen katholischer und evangelischer Kirche.
6. Sola Scriptura und das Lehramt
Luther lehnt das katholische Lehramt nicht grundsätzlich ab, sondern dessen damalige autoritäre Erscheinungsform.
Kritik: Lehramt stelle sich über die Schrift, verhindere offene theologische Diskussion.
Luther installiert später selbst neue Lehrstrukturen in der evangelischen Kirche.
7. Hauptschriften von 1520 – der eigentliche Bruch
An den christlichen Adel deutscher Nation: Aufforderung an die weltliche Macht zur Kirchenreform.
Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche: Fundamentale Kritik am katholischen Sakramentsverständnis (Reduktion auf 3 Sakramente).
Von der Freiheit eines Christenmenschen: Theologische Ausarbeitung der Rechtfertigungslehre.
Diese Schriften führten zum endgültigen Bruch mit Rom (Bulle Exsurge Domine von Papst Leo X.).
Didaktischer Hinweis
Diese Zusammenfassung kann als Grundlage dienen für:
Unterrichtsgespräche zur Bedeutung Luthers für Kirche und Gesellschaft
Analyse der theologischen Konzepte „Rechtfertigung“, „freier Wille“, „sola scriptura“
Vergleich katholischer und evangelischer Positionen
Erarbeitung der Reformationsgeschichte und ihrer Wirkungen bis heute