RU-digitalRU-digital-logo
Gesichter der Weltkirche | Kirche in Not

Gesichter der Weltkirche | Kirche in Not

Ein friedensstiftender Gottsucher in Jerusalem

Veröffentlichung:2.7.2024

Die Videoreihe WELTKIRCHE - Christen aus aller Welt mit mehr als 30 Folgen bietet Interviews mit Christen aus der Weltkirche über ihren persönlichen Glauben und ihre Berufung. Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen berichten über ihre Erfahrung mit dem lebendigen Gott. Alle glauben dasselbe, aber jede und jeder glaubt auf eine eigene Weise.

Diese Videos können auch als Gruppenarbeiten vergeben werden, um Motivationen, Biografien und Wege zum Glauben oder zur Berufung zu vergleichen.

Seit mehr als 20 Jahren lebt Pater Nikodemus Schnabel als Benediktiner-Mönch auf dem Zionsberg in Jerusalem. Seit 2023 ist er Abt der dortigen Dormitio-Abtei, einer der wichtigsten Stätten im Heiligen Land. Im Gespräch mit Volker Niggewöhner berichtet er, was ihn dorthin geführt hat, wie er seine Berufung lebt und wie er die spannungsgeladene Situation in einer Stadt, die drei Weltreligionen als heiliger Sehnsuchtsort gilt, erfährt.


Products

Abt Nikodemus Schnabel, Benediktiner der Dormitio-Abtei in Jerusalem, lebt seit über 20 Jahren im Heiligen Land und verkörpert in seinem Leben und Wirken eine eindrucksvolle Verbindung von spiritueller Tiefe, kultureller Offenheit und gesellschaftlichem Engagement. Ursprünglich stammt er aus einer liberalen Künstlerfamilie und hatte mit Kirche zunächst wenig zu tun. Erste religiöse Erfahrungen sammelte er durch Freundschaften mit Kindern aus einem katholischen Heim und deren regelmäßigen Gottesdienstbesuchen. Die Liturgie, insbesondere ihre sinnlich erfahrbare Dimension, wurde für ihn zum zentralen Zugang zum Glauben – ein Glaube, der nicht nur den Verstand, sondern alle Sinne einbezieht.

Im Alter von 13 Jahren trat er zur katholischen Kirche über, zunächst mit dem Wunsch, Astronom, später Journalist oder Politiker zu werden. Nach einem prägenden Aufenthalt in Mexiko und einer schweren Krankheitserfahrung fand er in Jerusalem seine geistliche Heimat. Die Stadt mit ihrer Vielfalt an Religionen, Konfessionen und politischen Spannungen empfand er als zutiefst inspirierend. Für ihn war klar: Wenn Gott im Zentrum seines Lebens stehen soll, dann ganz – und so entschied er sich für das monastische Leben. Als Benediktiner bindet man sich bewusst an einen konkreten Ort – die sogenannte „Stabilitas loci“ –, und in der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg fand er seinen Platz.

Nikodemus betont, dass der benediktinische Weg keine spirituelle Leistungsshow sei, sondern eine Suche nach der Mitte. Er beschreibt sich selbst als „radikal moderat“ – gemäß der Regel Benedikts, die weder Übermaß noch Mangel gutheißt. Diese Haltung wurde auch im Krieg seit dem 7. Oktober 2023 spürbar: Während viele ausländische Institutionen das Land verließen, blieben die Benediktiner präsent. Ihre Klöster in Tabgha und Jerusalem blieben geöffnet, Gebetszeiten wurden gehalten – ein bewusstes Zeichen der Hoffnung und Treue. Besonders eindrucksvoll: Die Brüder beteten nicht nur für die Opfer, sondern auch für die Täter – in der Hoffnung auf Umkehr. Das, so Schnabel, sei kein politisches Statement, sondern Ausdruck des Evangeliums, das zur Feindesliebe aufrufe.

In einer Stadt, in der Glaube keine Privatsache ist, sondern das öffentliche Leben prägt, erlebt er auch die Kraft des interreligiösen Miteinanders. Für ihn ist Jerusalem ein Ort der Gottsucher – eine Herausforderung für Fanatiker, aber ein Segen für Menschen, die sich ernsthaft mit Religion auseinandersetzen. Anders als oft in Deutschland wird Glaube hier nicht wegdiskutiert, sondern gelebt. Das Pilgern – auch für viele säkulare oder distanzierte Menschen – nimmt daher für ihn an Bedeutung zu: als spirituelle Erfahrungsreise, auf der sich viele Menschen neu oder erstmals auf den Glauben einlassen.

Als Abt sieht er seine Aufgabe darin, den Brüdern zu dienen: ihnen Räume zu schaffen, in denen sie geistlich wachsen, beten und wirken können. Verantwortung bedeutet für ihn nicht Kontrolle, sondern Ermöglichung. Dass er Mönch geblieben ist, sieht er als Selbstverständlichkeit – Gottsucher zu sein, bleibt sein zentrales Lebensmotto, auch in Leitungsverantwortung.

Abt Nikodemus Schnabel macht deutlich: Die Kirche hat dann Zukunft, wenn sie sich auf ihre Mitte besinnt, sich nicht in Polarisierungen verliert, sondern Räume der Hoffnung und des Gebets öffnet. Für ihn ist klar: Der Kernauftrag der Kirche besteht darin, die Frage nach Gott wachzuhalten – gerade in einer zerrissenen Welt. Seine Haltung bietet viele Anknüpfungspunkte für den Religionsunterricht, etwa im Blick auf Berufung, interreligiösen Dialog, die Bedeutung liturgischer Praxis oder die Herausforderung der Feindesliebe im Angesicht von Krieg und Gewalt.

Hessen

Hessen

Sekundarstufe II | E1 Religion und Mensch in einer pluralen Welt

E1.4 Christentum in Europa – Christentum weltweit.

Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz

Sekundarstufe II | 12/1 Jesus Christus und die Kirche

12.1 / 6. Inkulturation und Abschied vom Eurozentrismus: Impulse aus den jungen Kirchen.

Video

Standard Lizenz auf You Tube

18.6.2025

_

Unterrichtsstunde

Menschen & Welt ,Gott ,Kirche

_

_

_

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern Datenschutz.