Im Zentrum des Materials steht ein sechsstufiges Modell ethischer Urteilsfindung in Anlehnung an Heinz Eduard Tödt. Die einzelnen Schritte umfassen die Wahrnehmung und Beschreibung einer ethisch relevanten Situation, die Sammlung möglicher Handlungsoptionen, deren Bewertung unter Einbeziehung der Konsequenzen für alle Beteiligten, einen Abgleich mit ethischen Normen und christlichen Werten (wie Menschenwürde, Freiheit und Verantwortung), die begründete Entscheidung für eine Handlungsweise sowie eine abschließende Reflexion des gesamten Prozesses. Dieses Modell dient als methodischer Rahmen für alle drei thematischen Unterrichtseinheiten.
Das erste ethische Problemfeld behandelt das Thema Datenerzeugung und Datennutzung am Beispiel von Krankenkassen, die Rabatte bei der Weitergabe von Gesundheitsdaten gewähren. Die Schüler:innen setzen sich dabei mit Fragen zu Privatsphäre, Solidarität, Datenschutz und Gerechtigkeit auseinander. Sie reflektieren mögliche Vorteile und Risiken für die Betroffenen sowie gesellschaftliche Auswirkungen. Auch die Sensibilität verschiedener Gesundheitsdaten und deren gerechte Bewertung im Tarifsystem wird thematisiert.
Das zweite Problemfeld befasst sich mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Maschine. Ausgangspunkt ist der Kurzfilm „St. Android“ von Lukas von Berg, der kostenlos über das Medienportal der Medienstelle Osnabrück verfügbar ist. Anhand des Films diskutieren die Lernenden die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von KI in der Sterbe- und Trauerbegleitung. Dabei geht es unter anderem um Fragen nach menschlichem Mitgefühl, spirituellen Bedürfnissen, technischer Kontrolle und der Rolle christlicher Nächstenliebe. Auch die Frage nach Verantwortung im Falle technischer Fehlentscheidungen wird behandelt.
Das dritte Thema widmet sich dem Umgang mit Fake News und der Frage nach Wahrheit im digitalen Raum. Die Schüler:innen erstellen eigene kurze Videos, in denen sie gezielt mit Gestaltungsmitteln und digitalen Manipulationstechniken (z. B. KI, Filter, Musik) arbeiten, um Glaubwürdigkeit zu erzeugen. Diese Praxis wird anschließend kritisch reflektiert: Welche Wirkung haben solche Videos in sozialen Medien? Woran erkennt man Manipulation? Warum verbreiten sich Fake News besonders schnell? Und wie beeinflussen idealisierte Darstellungen das Selbstbild, vor allem von Jugendlichen? Auch hier wird der Bogen zur christlichen Ethik gespannt, etwa durch die Frage, wie ein realistischer und würdevoller Umgang mit Medienbildern aussehen kann.
Das Unterrichtsmaterial eignet sich besonders für eine projektorientierte und diskursive Unterrichtsgestaltung. Es fördert die Urteilsfähigkeit der Schüler:innen und sensibilisiert sie für die ethischen Dimensionen der Digitalisierung. Die angebotenen Fragen lassen sich je nach Leistungsniveau durch unterschiedliche Operatoren anpassen. Ergänzende didaktisch-methodische Materialien, insbesondere zum Kurzfilm „St. Android“, stehen online zur Verfügung und erleichtern die Unterrichtsvorbereitung. Insgesamt bietet das Material einen aktuellen, schülernahen und werteorientierten Zugang zu zentralen ethischen Fragestellungen unserer Zeit.