Der Einstieg gelingt mit einer spielerischen Eingangsphase. Die Schüler werden gebeten, sich vorzustellen, sie befänden sich auf einer einsamen Insel und dürften drei Gegenstände mitnehmen – etwa ein Smartphone, Süßigkeiten oder eine Bibel. In einer zweiten Runde müssen sie sich für nur einen dieser Gegenstände entscheiden. Anschließend wird darüber reflektiert, ob die Entscheidung anonym anders ausgefallen wäre. Diese Methode sensibilisiert die Schüler früh für Gruppendruck und individuelle Werteabwägung.
Im Anschluss daran rückt das Smartphone in den Fokus. Die Lehrkraft startet mit einem kleinen Rätsel zum Gerät und führt dann ein Arbeitsblatt mit dem Titel „Mein Smartphone und ich“ ein. Es folgen Übungen, in denen die Kinder ihr Nutzungsverhalten und die Bedeutung des Smartphones im Alltag analysieren. Auf diese Weise wird ein persönlicher Bezug zum Thema geschaffen.
Ein zentraler Bestandteil der Unterrichtseinheit ist die Auseinandersetzung mit einem Kettenbrief. Ohne zu verraten, aus welchem Medium er stammt, liest die Lehrkraft diesen Brief vor. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich spontan entscheiden, ob sie ihn weiterschicken würden. Dabei erleben sie selbst die manipulative Wirkung und die emotionale Verunsicherung, die von solchen Texten ausgehen kann. In der Folge analysieren die Kinder den Kettenbrief genauer – sie untersuchen Formulierungen, Inhalte und Wirkmechanismen und reflektieren ihre eigene Reaktion. Der Fokus liegt dabei auf den Druckmitteln, mit denen Kettenbriefe oft arbeiten: etwa Drohungen, Schuldgefühle oder religiöse Strafe.
In einer vertiefenden Einheit wird der thematische Bogen zur religiösen Bildung geschlagen. Dabei geht es um das Gottesbild, das in Kettenbriefen oft als strafend und bedrohlich gezeichnet wird. Um dieses Bild zu hinterfragen, wird ein moderner Zugang gewählt: Die Kinder hören ein Lied mit dem Titel „Du bist ein Gott, der mich sieht“ oder sehen ein entsprechendes YouTube-Video. Anhand von Psalmworten und Zitaten aus dem Lied setzen sie sich mit alternativen Vorstellungen von Gott auseinander – etwa als schützender, liebender und begleitender Kraft. Ziel ist es, einen Gegenentwurf zum Strafbild Gottes zu entwickeln, das in vielen Kettenbriefen mitschwingt.
Am Ende der Unterrichtseinheit reflektieren die Schülerinnen und Schüler in Diskussionen – etwa in einer WhatsApp-Simulation, durch Tafelgespräche oder mithilfe von Plakaten – Fragen wie: „Glaubst du, dass Gott dich bestrafen würde, wenn du den Kettenbrief nicht weiterleitest?“ So sollen sie lernen, manipulative Botschaften zu durchschauen, ihren eigenen Glauben zu reflektieren und eine Haltung zu entwickeln, die auf Vertrauen statt Angst basiert.
Didaktisch fördert die Einheit sowohl prozess- als auch inhaltsbezogene Kompetenzen aus dem Bildungsplan für den Religionsunterricht in Klasse 5/6. Sie greift die Leitperspektiven Medienbildung, Verbraucherbildung und Prävention auf. Dabei verbindet sie alltagsnahe mediale Phänomene mit religiöser Reflexion und schafft einen geschützten Raum, in dem junge Menschen über Ängste, Gruppenzwang und Glaubensfragen sprechen können.
Die Unterrichtseinheit ist modular aufgebaut und lässt sich flexibel anpassen. Sie bietet zahlreiche methodische Anregungen – von Rollenspielen über Musik bis hin zu schriftlicher Analyse – und unterstützt Lehrerinnen und Lehrer dabei, religiöse Bildung mit lebensnahen Themen wie Smartphone-Nutzung und digitalen Herausforderungen zu verknüpfen. Wer weiterführende Materialien, differenzierende Aufgaben oder Begleitmethoden benötigt, findet in den Arbeitsblättern (M1–M7) der Einheit eine fundierte Grundlage.