In einem einleitenden Teil skizzieren die Autoren die Digitalisierung als eine unsichtbare, aber allgegenwärtige Kraft, die alle Lebensbereiche durchdringt. Dabei wird insbesondere auf die Ökonomisierung des Menschenbildes verwiesen, das den Menschen zunehmend auf messbare Daten reduziert und damit traditionelle Vorstellungen von Menschenwürde und Subjektivität infrage stellt. Diesem Trend setzen Bauer und Rieder die christliche Vorstellung vom Menschen als „Ebenbild Gottes“ entgegen – ein Fundament, das jedem Menschen eine unverlierbare Würde zuschreibt, unabhängig von Leistung, Status oder Herkunft.
Im Kern des Artikels werden vier Bausteine für den Unterricht vorgestellt, die sich besonders für die Klassenstufen 9/10 eignen, aber auch darüber hinaus genutzt werden können:
Baustein 1: Mensch sein im Zeitalter der Digitalität
Hier werden mithilfe von Diskussionskarten (M1) konkrete Anforderungssituationen aus dem digitalen Alltag der Jugendlichen aufgegriffen, z. B. Fragen nach Datenschutz, Social Scoring, künstlicher Intelligenz oder selbstoptimierender Technologien. Ziel ist es, die Schüler*innen dafür zu sensibilisieren, wie die Digitalisierung ihr Leben beeinflusst, und erste ethische Reflexionen zu ermöglichen.
Baustein 2: Das biblische Menschenbild
Die biblische Grundlage „Gottesebenbildlichkeit des Menschen“ (Gen 1,26–27) wird als Kontrastfolie zur Digitalisierung betrachtet. Die Autoren betonen die zeitlose Relevanz dieser Zusage: Jeder Mensch hat einen unzerstörbaren Eigenwert. Dies wird anhand von Impulsfragen und Arbeitsaufträgen in Gruppen erarbeitet, wobei auch neue Perspektiven aus dem Neuen Testament ergänzt werden können.
Baustein 3: Sozialprinzipien – Personalität, Solidarität und Subsidiarität
Hier wird das biblisch-christliche Menschenbild mit den katholischen Sozialprinzipien verknüpft. Diese Prinzipien sollen als „Leitplanken“ dienen, um digitale Transformationsprozesse sozialethisch zu bewerten. Anhand von Bibelstellen (z. B. 1 Kor 12,4–31 und Phil 2,1–4) erarbeiten die Schüler*innen, wie diese Prinzipien helfen können, Menschlichkeit und Teilhabe in einer digitalisierten Gesellschaft zu sichern.
Baustein 4: Digitalisierung sozialethisch gestalten
Abschließend sollen die Schülerinnen prüfen, wie sich das christliche Menschenbild konkret in die Bewertung digitaler Phänomene übertragen lässt. Dabei werden Texte von Papst Franziskus und der Informatikerin Katharina Anna Zweig herangezogen, die digitale Entwicklungen wie Social Media und Algorithmen kritisch beleuchten. Die Schülerinnen entwickeln eigene Vorschläge, wie digitale Innovationen so gestaltet werden können, dass sie Menschenwürde und Gerechtigkeit stärken.
Der Artikel bietet zudem einen Bezug zu den Bildungsplänen des Gymnasiums (G8 und Kursstufe) und zeigt auf, wie das Thema Digitalisierung mit den Kompetenzen aus dem Religionsunterricht verknüpft werden kann. Die Autoren betonen die Bedeutung einer ethischen Reflexion und plädieren dafür, die christliche Perspektive als Orientierungshilfe in einer zunehmend von Digitalisierung geprägten Welt stark zu machen.
Insgesamt liefert der Artikel eine durchdachte und praxisorientierte Handreichung für Lehrkräfte, die ihren Unterricht inhaltlich fundiert und methodisch vielfältig gestalten wollen. Die vorgestellten Materialien fördern sowohl die Reflexionsfähigkeit der Schüler*innen als auch ihre ethische Urteilskompetenz im Hinblick auf die digitale Transformation.