Die dritte Folge zur Generationengerechtigkeit widmet sich dem Konzept der Zeitpunkte-Generationengerechtigkeit. Dabei wird nicht mehr nur die Gerechtigkeit zwischen gleichzeitig lebenden Altersgruppen betrachtet, sondern vielmehr die zwischen Menschen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten leben – also der heutigen und zukünftigen Generationen. Die zentrale Frage lautet: Haben zukünftige Generationen die gleichen Chancen, ihre grundlegenden Bedürfnisse zu erfüllen wie die heutige?
Als Maßstab dient erneut das Prinzip der Chancengerechtigkeit. Generationengerechtigkeit ist dann gegeben, wenn die Chancen der Nachkommen mindestens so groß sind wie die der aktuellen Generation. Dabei wird bewusst auf Wünsche verzichtet, da diese wandelbar und unbegrenzt sind, während Bedürfnisse – wie Nahrung, Bildung oder Gesundheit – universeller und grundlegender sind.
Eine besondere ethische Fragestellung ist, ob wir überhaupt Verantwortung für Menschen tragen können, die noch nicht geboren sind. Die Antwort darauf liegt in einem Vergleich: So wie wir uns moralisch verpflichtet fühlen, Menschen in anderen Teilen der Welt zu helfen – etwa durch Spenden bei Naturkatastrophen – obwohl wir sie nicht kennen, sollte auch die zeitliche Distanz keine Rolle spielen. Moralisches Handeln kann sich also auch auf kommende Generationen beziehen.
Ein häufig genanntes Gegenargument beruft sich auf das Prinzip der Reziprozität: Man sei nur jenen gegenüber verpflichtet, von denen man auch etwas erwarten könne. Da zukünftige Generationen nichts für uns tun könnten, seien wir ihnen nichts schuldig. Dem wird jedoch das Prinzip der indirekten Reziprozität entgegengesetzt: Wenn wir selbst von den Bemühungen vergangener Generationen profitieren, liegt es in unserer Verantwortung, auch für kommende Generationen Gutes zu tun.
Zur praktischen Umsetzung dieser Gerechtigkeit benennt das Video drei zentrale Bereiche. Ökologisch sollte die Umwelt nur in einem Maß belastet werden, das sie auch wieder verkraften kann. Ökonomisch gilt es, bestehende Infrastruktur zu erhalten und gleichzeitig zukunftsweisend zu investieren – etwa in Bildung oder nachhaltige Energieversorgung. Sozial ist es entscheidend, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in Institutionen zu bewahren, denn nur stabile Gesellschaften können Gerechtigkeit garantieren.
Diese Perspektiven auf Zeitpunkte-Generationengerechtigkeit bieten eine wertvolle Grundlage für den Unterricht und regen zur Auseinandersetzung mit langfristiger Verantwortung, Nachhaltigkeit und ethischen Prinzipien an.