In der letzten Folge haben wir das aristotelische Argument für einen unbewegten Beweger skizziert. Wir wiederholen es hier nicht. Wer sich nicht mehr erinnert, kann sich die Episode nochmals ansehen. Was sind nun die häufigesten Einwände gegen den dort erfolgten Gedankengang?
Der häufigste Einwand ist kein Einwand sondern ein Missverständnis, das durch die Darlegung des Argumentes eigentlich schon hinreichend geklärt sein müsste.
Das Missverständnis ist folgendes: Wenn man von einer „ersten Ursache“ spricht, dann antworten Atheisten, dass die Welt auch ewig sein könnte – oder sie fragen woher man wissen will, dass Gott nicht selbst eine Ursache hat. Warum ist das ein Missverstehen des Arguments?
Weil es im Argument von Aristoteles nicht von einem notwendigen zeitlichen Beginn des Universiums; einem ersten Beweger im zeitlichen Sinn, geht. Aristoteles, und damit der Schöpfer dieses Arguments, glaubte selbst an ein ewiges Universum ohne zeitlichen Anfang. Thomas von Aquin hielt die Wahrheit vom zeitlichen Anfang der Schöpfung zwar für eine Offenbarungswahrheit, hielt es aber von der Vernunft selbst her für argumentierbar, dass das Universum ohne zeitlichen Anfang ist. Erst die Urknalltheorie in Folge von verschiedenen Entdeckungen der Physik - bestätigt durch die Beobachtung der Rotlichtverschiebung - hat zum heute weit verbreiteten kosmologischen Modell eines Weltalls mit zeitlichem Anfang geführt – und Theorien zu Mutiversen rütteln heute daran. Aber all das berührt unser Argument vom ersten unbewegten Beweger nicht, weil es dabei nie um einen ersten Beweger in einer zeitlichen Abfolge ging, sondern um einen ersten Aktualisierer – einen Akt ohne Potential – der im hier und jetzt die Grundlage für jegliche Existenz und Veränderung ist.