Fragestellungen für eine Gruppenarbeit:
1. Was versteht Jan Assmann unter religiöser Gewalt und wie unterscheidet sie sich von staatlicher Gewalt?
00:00:30: Einführung in die Unterscheidung zwischen religiöser und staatlicher Gewalt.
00:02:04: Vertiefung zur spezifischen Rolle religiöser Gewalt und ihrer Besonderheit im Monotheismus.
Jan Assmann beschreibt religiöse Gewalt im Monotheismus als eine Gewaltform, die auf dem Prinzip der exklusiven Wahrheit basiert. Diese Gewalt unterscheidet sich von staatlicher Gewalt, die typischerweise durch territoriale oder politische Ziele motiviert ist. Im Gegensatz zur staatlichen Gewalt, die auf rechtlichen oder kulturellen Rahmen basiert, entspringt religiöse Gewalt der Überzeugung, dass eine göttliche Wahrheit alle anderen Wahrheiten ausschließt. So richtet sich religiöse Gewalt gegen "Heiden" oder "Ketzer," also jene, die sich gegen diese absolute Wahrheit stellen oder sich von ihr abwenden. Assmann hebt hervor, dass religiöse Gewalt durch die moralische und spirituelle Verpflichtung motiviert ist, die göttliche Ordnung zu schützen und aufrechtzuerhalten, wohingegen staatliche Gewalt auf der Sicherung oder Erweiterung von Macht beruht.
2. Wie beschreibt Assmann die Rolle von Gottes Eifersucht im Alten Testament als Rechtfertigung für Gewalt?
00:05:16: Beschreibung der göttlichen Eifersucht und ihrer Funktion als Begründung für göttliche Gewalt im Alten Testament.
00:08:59: Biblische Beispiele, die die göttliche Eifersucht als Motivation für Strafen verdeutlichen.
Assmann betont, dass Gottes Eifersucht im Alten Testament eine zentrale Rolle als Rechtfertigung für Gewalt spielt. Diese Eifersucht wird als Ausdruck von Gottes Forderung nach absoluter Treue zu ihm und seiner Wahrheit verstanden. Da Gott im Monotheismus als einzig wahrer Gott gesehen wird, wird die Verehrung anderer Götter als Verrat betrachtet, was göttliche Strafen nach sich zieht. Diese Strafen, so erklärt Assmann, sind oft brutal, wie die Bestrafung der Israeliten nach dem Tanz um das goldene Kalb oder die Seuche, die 24.000 Menschen traf. Die Eifersucht Gottes zeigt sich also in seinem Wunsch, die Loyalität und Reinheit seines Volkes zu sichern, wobei abtrünnige oder untreue Mitglieder bestraft werden, um die religiöse Ordnung zu wahren.
3. Inwiefern sieht Assmann die monotheistische Religion als revolutionär gegenüber früheren Staatsformen?
00:18:37: Erläuterung der Rolle des Monotheismus und seiner Umgestaltung der politischen und sozialen Ordnung.
00:23:51: Abschlussbetrachtungen zur revolutionären Veränderung, die der Monotheismus für das damalige Verständnis von Staat und Gesellschaft bedeutete.
Assmann beschreibt die monotheistische Religion als revolutionär, da sie einen „gewaltbereiten“ Gott anstelle eines starken Staates setzt, der über das Volk wacht und es vereint. In der monotheistischen Religion wird Gott selbst zur Quelle von Gesetz und Ordnung, was in früheren Staatsformen durch einen weltlichen Herrscher wie einen König gewährleistet wurde. Diese Verschiebung verleiht der Religion eine neue Rolle, die Assmann als „politische Gewalt“ im Namen eines göttlichen Gesetzes bezeichnet. Das biblische Monotheismus-Modell führte zu einer neuen Struktur, die den Staat in seiner Rolle ersetzte und die Idee einer absoluten göttlichen Autorität als Grundlage für Gesellschaft und Gesetz etablierte. Assmann sieht dies als eine tiefgreifende Transformation, die das traditionelle Staatsverständnis revolutionierte und eine neue, religiös begründete Ordnung schuf.Zusammenfassung mit Zeitstempeln
Zusammenfassung mit Zeitstempeln:
Einführung in die These der religiösen Gewalt
00:00:30: Jan Assmann stellt die Idee vor, dass religiöse Gewalt im Monotheismus eine besondere Form der Gewalt darstellt, die sich von anderen Gewaltsformen unterscheidet und Kontroversen ausgelöst hat.
Unterscheidung von Gewaltarten
00:02:04: Er betont die Notwendigkeit, zwischen staatlicher Gewalt, die auf politischen und territorialen Interessen basiert, und religiöser Gewalt, die sich auf göttliche Wahrheiten beruft, zu unterscheiden.
Konzept der transnationalen Religionen
00:02:35: Assmann beschreibt, wie der Monotheismus eine transnationale Identität annimmt, die zu neuen Formen religiöser Gewalt führt.
Gottes Eifersucht und Exklusivität
00:05:16: Gottes Eifersucht im Alten Testament wird als zentrale Rechtfertigung für Gewalt beschrieben. Dies basiert auf der Forderung nach absoluter Loyalität zu Gott.
Biblische Beispiele der göttlichen Bestrafung
00:08:59: Beispiele wie das goldene Kalb und die Pest, die 24.000 Menschen tötete, zeigen die Strafen für abtrünnige Gläubige.
Das Prinzip von Freund und Feind
00:10:33: Die Unterscheidung zwischen Freund und Feind wird zur Grundlage für den Umgang mit Andersgläubigen, die als Bedrohung der religiösen Ordnung betrachtet werden.
Das Einsetzen menschlicher Gewalt im göttlichen Namen
00:13:13: Anhänger sollen göttliche Eifersucht und Zorn in die Tat umsetzen. Dies führt dazu, dass Menschen selbst zu Vollstreckern göttlicher Bestrafungen werden.
Religiöse Gewalt als neuartiges Phänomen
00:18:37: Assmann stellt fest, dass religiöse Gewalt im Monotheismus eine neue Gewaltform darstellt, die sich von früheren heidnischen Religionen unterscheidet.
Politische und religiöse Gewalt vereint
00:20:43: Der Monotheismus vereint politische und religiöse Gewalt, indem er eine klare Trennung zwischen loyalen und feindlichen Gruppen etabliert.
Revolutionäres Potential des Monotheismus
00:23:51: Assmann erklärt, dass die monotheistische Religion den starken Staat durch einen starken Gott ersetzt und dadurch eine völlig neue gesellschaftliche Struktur schafft.