Die Entkolonialisierungsprozesse des 20. Jahrhunderts führten zum Zusammenbruch der europäischen Kolonialreiche, die sich im 19. Jahrhundert etabliert hatten. Zwischen 1945 und 1975 erlangten zahlreiche Kolonien in Asien und Afrika ihre Unabhängigkeit. Dies führte zur Entstehung der „Dritten Welt“, die die Weltpolitik in dieser Zeit entscheidend prägte. Diese Entkolonialisierung unterschied sich von den Unabhängigkeitsbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts auf dem amerikanischen Kontinent, da sie vor allem von den Kolonialvölkern selbst vorangetrieben wurde.
Ein Beispiel für die brutale Kolonialherrschaft und den schwierigen Übergang in die Unabhängigkeit ist die Demokratische Republik Kongo. Unter der belgischen Kolonialherrschaft, insbesondere unter König Leopold II., wurden die Menschen ausgebeutet, was Millionen Kongolesen das Leben kostete. Der öffentliche Druck und starke antikoloniale Bewegungen führten schließlich zur Unabhängigkeit des Kongo 1960. Patrice Lumumba, ein glühender Verfechter des Panafrikanismus, wurde Premierminister. Seine klare Haltung gegen die Kolonialmacht Belgien führte jedoch zu seiner Ermordung im Jahr 1961, was das Land in bürgerkriegsähnliche Zustände stürzte, von denen es sich bis heute nicht erholt hat.
Zusammenfassend kennzeichnet die Entkolonialisierung eine formelle Unabhängigkeit, die oft noch durch informelle Abhängigkeiten überschattet war, die die wirtschaftliche und politische Entwicklung vieler ehemaliger Kolonien hemmten.
Quellentexte zur DR Kongo auf dem Weg in die Unabhängigkeit
1. Zahlen und Fakten zur DR Kongo vor der Unabhängigkeit (Quelle 1)
Bildungswesen: Es gab viele Missionsschulen, die 1959/60 etwa 1,4 Millionen Kinder (77 % eines Jahrgangs) besuchten. Der Alphabetisierungsgrad lag bei etwa 60 %. Die höhere Bildung war jedoch stark vernachlässigt; nur 136 Jugendliche waren bereit für die Universitäten. Bis 1958 war es Kongolesen verboten, Jura zu studieren, aus Angst, sie könnten politische Führer werden.
Öffentlicher Dienst: Die Leitungsebene war ausschließlich mit Belgiern besetzt, während Kongolesen die unteren Ränge besetzten. In der Armee gab es 1.100 belgische Offiziere für 25.000 kongolesische Soldaten.
Wirtschaft und Bodenschätze (Katanga): Die Provinz Katanga, reich an Rohstoffen wie Kupfer, Kobalt und Uran, wurde von der Union Minière de Haut Katanga (UMHK) dominiert. 1956 stammten 75 % der Welt-Kobaltproduktion aus Katanga.
2. Rede von König Baudouin zur Unabhängigkeitsfeier (30. Juni 1960, Quelle 2)
König Baudouin lobte das "Werk" König Leopold II., das zur Entwicklung des Kongo beigetragen habe. Er betonte die Fortschritte in Infrastruktur, Bildung, Medizin und Wirtschaft, die Belgien in 80 Jahren aufgebaut habe. Belgien habe dem Kongo ein Fundament für seine zukünftige Entwicklung gelegt. Der König drückte Vertrauen in die Fähigkeit der Kongolesen aus, ihre neue Unabhängigkeit verantwortungsvoll zu nutzen.
3. Rede von Patrice Lumumba zur Unabhängigkeitsfeier (30. Juni 1960, Quelle 3)
Lumumba kritisierte die Kolonialzeit als eine Zeit der Unterdrückung und Ausbeutung. Er erinnerte daran, wie die Kongolesen für ihre Freiheit kämpfen mussten und wie sie dabei misshandelt und diskriminiert wurden. Lumumba betonte, dass die Unabhängigkeit das Ergebnis des Widerstands und des Kampfes der Kongolesen sei.
4. Interview mit Patrice Lumumba (22. Juli 1960, Quelle 4)
Lumumba betonte die Notwendigkeit, politische und wirtschaftliche Institutionen im Kongo aufzubauen, um die Unabhängigkeit sinnvoll zu gestalten. Er sprach sich für Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern aus, jedoch nur, wenn diese nicht die politische oder wirtschaftliche Souveränität des Kongo untergraben. Er warnte vor der Gefahr, dass Katanga sich aufgrund seiner Rohstoffe von der restlichen Nation abspalten könnte.
Aufgaben:
Namenspaten und Lage der Städte: Recherche nach Leopoldville (heute Kinshasa) und Stanleyville (heute Kisangani).
Fakten und Zahlen zur Unabhängigkeit: Diskussion über die Auswirkungen der Zahlen zur Bildung und Verwaltung auf die Unabhängigkeitsbewegung.
Vergleich der Reden: Baudouins Rede ist optimistisch und lobt die belgische Kolonialherrschaft, während Lumumba die koloniale Unterdrückung anprangert.
Lumumbas politische Ziele und belgische Erwartungen: Lumumba strebte völlige Unabhängigkeit an, während Belgien eine Zusammenarbeit auf Basis der von ihnen geschaffenen Strukturen erwartete.
Ermordung Lumumbas: Recherche zur Ermordung von Patrice Lumumba und der Rolle Belgiens.