Die Anregung "Michael Kardinal Faulhaber Tagebuch 1945" enthält ab Seite 17-26 eine Darstellung der Kriegszeit in München. Die Belagerung der
Hubert Wolf eröffnete die Veranstaltung mit einem Zitat Faulhabers aus dem November 1918, das die Stimmung der Umbrüche und Krisen widerspiegelt. Trotz der dramatischen Ereignisse des Endes des Zweiten Weltkriegs, wie den schweren Luftangriffen auf München und die Verbrechen des Nationalsozialismus, zeigte Faulhabers Tagebuch von 1945 eine überraschend nüchterne und zurückhaltende Beschreibung der Ereignisse.
Philipp Gahn und andere Vortragende erläuterten Faulhabers detaillierte Schilderungen der Luftangriffe und der Zerstörung Münchens sowie seine Haltung zu den politischen und sozialen Veränderungen nach 1945. Die Einträge zeigen seine chronistische Akribie, jedoch ohne tiefere theologische Deutungen des Bösen und der historischen Ereignisse.
Raphael Hülsbömer thematisierte Faulhabers Beziehung zum KZ Dachau, das in seinem Erzbistum lag. Faulhaber vermied direkten Kontakt aus Angst, selbst ins Lager gebracht zu werden. Seine Tagebücher dokumentieren die Atmosphäre der Angst und das Wissen um die Verbrechen.
Der Artikel beleuchtet die Rolle von Kardinal Faulhaber nach dem Zweiten Weltkrieg und seine Zusammenarbeit mit der amerikanischen Militärregierung. Am 8. Mai 1945 vergleicht Faulhaber das Ende des Krieges mit dem Sieg des Erzengels Michael über das Böse, wobei er den Nationalsozialismus als dämonisch betrachtet. Nach dem Krieg setzte sich Faulhaber für die Umerziehung der Jugend ein, wobei er christliche Werte stärken wollte. Die Amerikaner betrachteten die katholische Kirche als wichtigen Partner für den Wiederaufbau und die Reeducation. Faulhabers Kontakte zu amerikanischen Offizieren und seine pragmatische Haltung ermöglichten der Kirche erheblichen Einfluss auf die Jugenderziehung. Zudem setzte er sich für Mitglieder der NSDAP ein, die seiner Meinung nach schuldlos waren. Trotz seiner Kollaboration mit den Amerikanern hielt Faulhaber an traditionellen Familien- und Jugendmodellen fest und passte sich den Demokratisierungsbestrebungen nur pragmatisch an, um kirchliche Interessen zu wahren.