Der Basler Theologe Karl Barth betont in seinem Buch über den Gottesbeweis von Anselm den stark offenbarungstheologischen Akzent. Die Argumentation Anselms wird jedoch als nicht zwingend notwendig erachtet, da sie in sich selbst die Begründung des Denkens sucht und zu einem Punkt gelangt, der notwendigerweise gedacht werden muss. Anselm unterscheidet zwischen dem Sein Gottes in der Sache (in re) und dem intellektuellen Sein Gottes (intellectu). Dies führt zu der Idee, dass der Begriff Gottes, einmal gedacht, notwendigerweise existiert. Kritiker wie Gaunilo und später Kant, Hume und Hegel haben diese Argumentation hinterfragt und weiterentwickelt. Kants Kritik besagt, dass Existenz kein Prädikat ist und daher der Übergang von der Möglichkeit zur Notwendigkeit ein Fehlschluss sei. Hegel hingegen verteidigt Anselms Argument, indem er Kant vorwirft, die Endlichkeit zu sehr zu betonen. Die Debatte über Anselms Argument und seine Bedeutung für die Gotteserkenntnis setzt sich bis ins 20. Jahrhundert fort und wird auch in der modernen Philosophie diskutiert.