Unterrichtsstunde: Der neue Mensch
(90 Minuten)
I. Einführung (10 Minuten)
Begrüßung der Schüler und Einführung in das Thema "Der neue Mensch"
Kurze Zusammenfassung des Textes über den neuen Menschen und seine Bedeutung in verschiedenen Kontexten (Religion, Politik, Philosophie)
Erläuterung des Ziels der Unterrichtsstunde: die Reflexion über die Idee des neuen Menschen und die Diskussion ihrer Herausforderungen und Implikationen
II. Diskussion (20 Minuten)
Fragen zur Diskussion stellen:
Was bedeutet der Begriff "neuer Mensch" für euch?
Welche Beispiele für die Idee des neuen Menschen kennt ihr aus der Geschichte oder Gegenwart?
Welche Erwartungen und Hoffnungen sind mit der Vorstellung eines neuen Menschen verbunden?
Welche Probleme und Herausforderungen könnten bei der Verwirklichung eines neuen Menschen auftreten?
Schüler zu Wort kommen lassen und ihre Antworten und Meinungen sammeln
Eine offene Diskussion fördern und verschiedene Standpunkte berücksichtigen
III. Praktische Anwendung (30 Minuten)
Aktivität: "Entwerfe deinen eigenen neuen Menschen"
Schülerinnen und Schüler in Gruppen aufteilen
Jede Gruppe erhält Papier, Stifte und andere Materialien, um ihren eigenen neuen Menschen zu entwerfen
Die Schülerinnen und Schüler sollen den neuen Menschen zeichnen und seine Eigenschaften, Werte und Ziele aufschreiben
Die Gruppen präsentieren ihre Entwürfe und erklären ihre Entscheidungen
IV. Präsentation der praktischen Anwendung (10 Minuten)
Jede Gruppe stellt ihren neuen Menschen der Klasse vor
Die anderen Schülerinnen und Schüler hören aufmerksam zu und stellen Fragen oder geben Feedback
V. Reflexion und Zusammenfassung (10 Minuten)
Gemeinsame Reflexion über die Aktivität und die vorgestellten neuen Menschen
Zusammenfassung der diskutierten Herausforderungen und Implikationen im Hinblick auf die Idee des neuen Menschen
Betonung der Komplexität und Schwierigkeiten bei der Verwirklichung eines neuen Menschen
VI. Hausaufgabe (5 Minuten)
Die Schülerinnen und Schüler werden gebeten, einen kurzen Aufsatz zu schreiben, in dem sie ihre eigene Meinung zur Idee des neuen Menschen darlegen
Sie sollen auf die diskutierten Herausforderungen eingehen und ihre Gedanken zur Umsetzbarkeit und Bedeutung des Konzepts ausdrücken
VII. Abschließende Worte (5 Minuten)
Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse der Unterrichtsstunde
Ermutigung der Schülerinnen und Schüler, über die Idee des neuen Menschen weiter nachzudenken und sich kritisch damit auseinanderzusetzen
VIII. Zusätzliche kreative Ideen (optional)
Die Schülerinnen und Schüler könnten in kleinen Theatergruppen kurze Szenen darstellen, in denen der neue Mensch in verschiedenen Kontexten auftaucht und mit Herausforderungen konfrontiert wird.
Eine Collage erstellen: Die Schülerinnen und Schüler bringen Magazine mit und suchen Bilder und Worte, die ihre Vorstellungen illustrieren.
Immun gegen neue Versprechungen?
Aus dem Bewusstsein seiner Schwäche hat der Mensch eine große Sehnsucht entwickelt – die Sehnsucht nach persönlicher Vollkommenheit und nach Befreiung von allen Widrigkeiten des Lebens. Jeder religiöse und politische Führer, der den Menschen verspricht, sie zu befreien, darf bis heute auf eine große Gefolgschaft hoffen. Man folgt ihm wie dem Erlöser.
Die Deutschen scheinen zurzeit immun zu sein gegen Versprechungen eines goldenen Zeitalters mit neuen Menschen. Die Erfahrungen des "Dritten Reiches" wirken noch immer nach. Hitlers Vision eines neuen Menschen, den er in der "arischen Rasse" erblickte, führte Millionen Menschen in eine teuflische Falle. Millionen Juden und zahllose andere ließ er von willigen Gefolgsleuten ermorden. Und Millionen Soldaten und Zivilisten vieler Völker starben im Zweiten Weltkrieg.
Auch der Glaube an den neuen sozialistischen Menschen ist verloren gegangen. In der DDR gab es ihn – vor allem in den Anfangsjahren. Aber auch noch 1961, kurz vor dem Mauerbau, appellierte der Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, Walter Ulbricht, an die Schriftsteller der DDR, immer wieder das Bild "des neuen Menschen mit seinen Problemen und Konflikten, mit seiner Schönheit und Würde" zu zeichnen. Ein Arbeiter aus Eisenhüttenstadt bat die Schriftsteller, in ihren Büchern "das moralische Antlitz des neuen Menschen" zu gestalten. Und so befand der V. Deutsche Schriftstellerkongress der DDR im Mai 1961:
"Wir sind aufgerufen, das Bild des neuen Menschen zu gestalten, der unsere Epoche bestimmt, seine neuen Beziehungen zum Mitmenschen und zur Welt."
Am Ende der DDR gab es keinen neuen sozialistischen Menschen. Aber erfreulicherweise konnte sich ein relativ alter Menschentypus behaupten und durchsetzen: der Mensch, der nach Freiheit verlangt. Nicht nach verheißener, sondern nach tatsächlicher Freiheit. Eine Freiheit, die ihm ermöglicht, seine individuellen Ziele zu verfolgen, seine Meinung frei zu äußern und seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Es war der Mensch, der erkannte, dass die Verheißungen des neuen Menschen oft in Unterdrückung und Gewalt enden.
Die Geschichte lehrt uns, dass die Idee des neuen Menschen, ob religiös oder politisch motiviert, immer wieder zu Tragödien geführt hat. Sie hat Menschenleben gekostet und Leid verursacht. Vielleicht sollten wir uns darauf besinnen, dass der Mensch in seiner Natur sowohl Stärke als auch Schwäche, Tugendhaftigkeit und Fehlerhaftigkeit in sich trägt. Vielleicht sollten wir uns nicht nach einem utopischen neuen Menschen sehnen, sondern danach, unsere vorhandenen Potenziale zu entfalten und nach einem sinnvollen und moralischen Leben zu streben.
Die Diskussion darüber, ob der Mensch grundsätzlich gut oder böse ist, ob er zur Vollkommenheit fähig ist oder nicht, wird wohl nie endgültig geklärt werden. Doch vielleicht liegt gerade in dieser Ambivalenz und in der Möglichkeit