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Hubertus Holschbach | ru-digitalChristoph Thoma

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Christoph Thoma

Gottes Achillesferse - Das Theodizeeproblem

Veröffentlichung:21.6.2023

Die Unterrichtsstunde „Gottes Achillesferse - Das Theodizeeproblem“ mit drei Seiten thematisiert drei Strategien: Verteidigung, Rückzug und Gegenangriff als Lösungsansätze für Beispiele der Theodizee. Dabei wird das Gottesbild bezogen auf seine Reaktion auf Leid geprägt. Wie kann er der gute allmächtige Gott sein und Leid existiert trotzdem? Entweder er ist nicht gut oder nicht allmächtig. Diese theologischen Fehlannahmen und Fehlschlüsse werden korrigiert. Im Material sind Beispiele enthalten, die in Gruppenarbeit untersucht und auf die Anwendungsmöglichkeit der drei Strategien zur Erklärung ohne Anderung des Gottesbildes geprüft werden.

Diese Unterrichtsstunde ist direkt im Feld methodisch-didaktischer Kommentar beschrieben. Das Video, auf das sie sich bezieht, ist im Dropdown-Menü eingebettete Medien sowie unter "Medium öffnen" auf dieser Seite zu finden.

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Unterrichtsstunde: Gottes Achillesferse - Keine Antwort auf das Leid

(90 Minutes)


I. Einführung (ca. 10 Minuten)

Begrüßung der Schüler und Einführung in das Thema "Das Theodizeeproblem"

Kurze Erklärung des Textes "Gottes Achillesferse" als Grundlage der Unterrichtsstunde

Vorstellung der drei Strategien zur Lösung des Theodizeeproblems: Verteidigung, Rückzug, Gegenangriff


II. Diskussion (ca. 20 Minuten)

Aufteilung der Schüler in Kleingruppen

Jede Gruppe erhält eine der drei Strategien (Verteidigung, Rückzug, Gegenangriff) zugewiesen

Diskussion in den Gruppen über die Vor- und Nachteile ihrer zugewiesenen Strategie

Gemeinsame Zusammenfassung der Ergebnisse und Diskussion im Plenum


Die drei Strategien (Verteidigung, Rückzug, Gegenangriff) können auf die Probleme des Leids in der Welt wie folgt angewendet werden:


Verteidigung:

Die Verteidigungsstrategie versucht, den vermeintlichen Widerspruch zwischen den Eigenschaften Gottes (allmächtig, allwissend, allgütig) und der Existenz des Leids in der Welt aufzulösen. Eine Möglichkeit besteht darin, das Leid als notwendigen Preis für die Existenz des freien Willens zu rechtfertigen. Es wird argumentiert, dass das Leiden, das aus moralisch verwerflichen Handlungen resultiert (wie Krieg oder Verbrechen), gerechtfertigt ist, da der freie Wille des Menschen die Möglichkeit dazu erfordert. Diese Strategie versucht, das Leid als Folge der Entscheidungen und Handlungen der Menschen zu erklären und Gott von der direkten Verantwortung dafür zu entlasten.


Rückzug:

Die Rückzugsstrategie besteht darin, eine der Eigenschaften Gottes aufzugeben, um das Theodizeeproblem zu lösen. In diesem Fall könnte man argumentieren, dass Gott entweder nicht allmächtig oder nicht allgütig ist. Ein Ansatz wäre, Gott als nicht allmächtig darzustellen, indem man behauptet, dass er die Welt nicht wesentlich besser gestalten konnte, aufgrund von Begrenzungen oder Einschränkungen in seiner Macht. Dies würde jedoch die Vorstellung eines persönlichen Gottes mit bestimmten Fähigkeiten, wie Gebetserhörung oder dem Gewähren des ewigen Lebens, beeinträchtigen.


Gegenangriff:

Die Gegenangriffsstrategie besteht darin, die Frage nach der Rechtfertigung Gottes als Anmaßung abzulehnen. Man argumentiert, dass menschliche Maßstä

Die Gegenangriffsstrategie geht davon aus, dass menschliche Maßstäbe und Vernunft nicht ausreichen, um Gottes Weisheit und Handeln zu verstehen. Es wird behauptet, dass es nicht unsere Aufgabe ist, Gott zu beurteilen oder seine Handlungen zu hinterfragen. Diese Strategie argumentiert, dass Gottes Güte und Gerechtigkeit möglicherweise anders definiert sind als unsere menschlichen Vorstellungen und dass wir nicht in der Position sind, über Gottes Handeln zu urteilen.

Es ist wichtig anzumerken, dass keine der drei Strategien eine endgültige Lösung für das Theodizeeproblem bietet. Jede Strategie hat ihre eigenen Schwächen und Kritikpunkte. Die Verteidigung mag das moralische Leid erklären können, lässt jedoch das natürliche Leid ungelöst. Der Rückzug schwächt das Konzept eines allmächtigen und allgütigen Gottes ab, was wiederum den Glauben und die Beziehung zu Gott beeinträchtigen kann. Der Gegenangriff kann als eine Ablehnung der menschlichen Vernunft und der Möglichkeit der Kritik an Gottes Handeln interpretiert werden.

Letztendlich bleibt das Theodizeeproblem eine komplexe Fragestellung, die verschiedene theologische Ansätze und Interpretationen herausfordert. Es ist ein Thema, das weiterhin Glaubensgemeinschaften, Theologen und Gläubige beschäftigt und zu anhaltenden Diskussionen und Reflexionen führt. Es ist eine Einladung, über das Konzept des Leids, Gottes Rolle und unsere menschliche Existenz nachzudenken und nach einem tieferen Verständnis und einer persönlichen Bedeutung zu suchen.


III. Praktische Anwendung (ca. 30 Minuten)


Gruppenarbeit: Jede Gruppe erhält ein konkretes Beispiel für das Leid in der Welt (z. B. Naturkatastrophe, Krieg, persönliches Leid)

Die Gruppen sollen überlegen, wie ihre zugewiesene Strategie auf das Beispiel angewendet werden kann

Sammlung der Ergebnisse und Präsentation im Plenum


Beispiele:

Natürliche Katastrophen:

Erdbeben: Erdbeben können massive Zerstörung verursachen, Häuser einstürzen lassen und Leben kosten. Überschwemmungen: Schwere Überschwemmungen können ganze Gemeinden verwüsten, Ernten zerstören und Menschen obdachlos machen. Dürren: Dürren führen zu Wasserknappheit, Ernteausfällen und Hungersnöten, die das Leben von Millionen von Menschen bedrohen.

Kriege und bewaffnete Konflikte:

4. Bürgerkriege: Bürgerkriege bringen Gewalt, Zerstörung und menschliches Leid mit sich. Sie führen oft zu einer massiven Vertreibung von Menschen und zur Destabilisierung ganzer Regionen.


Terrorismus: Terroranschläge verursachen nicht nur physisches Leid durch Verletzungen und den Verlust von Leben, sondern auch psychologisches Leiden in Form von Angst und Traumata bei den Betroffenen und der Gesellschaft als Ganzes.

Persönliches Leid:

6. Krankheit und Krankheiten: Schwere Krankheiten wie Krebs, HIV/AIDS oder neurologische Erkrankungen können physisches, emotionales und finanzielles Leid für die Betroffenen und ihre Familien verursachen.


Armut: Armut ist eine Quelle des Leidens für Millionen von Menschen auf der Welt. Sie führt zu mangelnder Ernährung, fehlender medizinischer Versorgung, unzureichender Bildung und begrenzten Chancen auf ein besseres Leben.

Gewalt und Missbrauch: Gewalttätige Übergriffe, Missbrauch in der Familie oder am Arbeitsplatz verursachen großes persönliches Leid und hinterlassen langfristige Auswirkungen auf die Opfer.

Bitte beachte, dass dies nur einige Beispiele für das Leid in der Welt sind und dass es viele weitere Formen und Ausprägungen davon gibt.






IV. Präsentation der praktischen Anwendung (ca. 10 Minuten)

Jede Gruppe präsentiert ihre Lösungsansätze für das zugewiesene Beispiel

Diskussion und Feedback von den anderen Schülern


V. Reflexion und Zusammenfassung (ca. 10 Minuten)

Nachdem wir die verschiedenen Lösungsstrategien zur Bewältigung des Theodizeeproblems betrachtet haben, ist es wichtig, eine Reflexion durchzuführen und die wichtigsten Erkenntnisse zusammenzufassen. Wir haben gesehen, dass die Verteidigung des freien Willens als Rechtfertigung für das Leid in der Welt Schwächen aufweist, da sie nicht das natürliche Übel erklären kann und nicht gerecht erscheint, insbesondere für Menschen, die kein freies Handeln haben. Die Idee eines ohnmächtigen Gottes, der die Welt nicht wesentlich verbessern konnte, führt zu Problemen bei der persönlichen Beziehung zu Gott und den Grundlagen des Glaubens. Die Annahme, dass eine Rechtfertigung Gottes als Anmaßung betrachtet werden sollte, verweist auf die Schwierigkeit, die Vernunft als Maßstab für die Theodizee-Frage abzulehnen. Schließlich stehen sich hier zwei Weltbilder gegenüber, und die Entscheidung für eines hat weitreichende Konsequenzen.


VI. Hausaufgabe (ca. 10 Minuten)

Als Hausaufgabe möchte ich euch bitten, einen kurzen Aufsatz zu schreiben, in dem ihr eure persönliche Meinung zum Theodizeeproblem darlegt. Überlegt, welche Lösungsstrategie für euch am überzeugendsten erscheint oder ob ihr alternative Ansätze seht. Begründet eure Position und bezieht dabei auch eure eigenen Glaubensüberzeugungen mit ein.


VII. Abschließende Worte: (ca. 5 Minuten)

In dieser Unterrichtsstunde haben wir uns intensiv mit dem Theodizeeproblem auseinandergesetzt und verschiedene Lösungsansätze diskutiert. Es ist wichtig zu erkennen, dass es keine eindeutige Antwort auf dieses komplexe Thema gibt. Das Theodizeeproblem ist eine Herausforderung für den Glauben und die Suche nach einem tieferen Verständnis von Gott und dem Leid in der Welt. Es erfordert kritisches Denken, Reflexion und Offenheit für unterschiedliche Perspektiven.


VIII. Zusätzliche kreative Ideen:

Um die Unterrichtsstunde interaktiver und kreativer zu gestalten, könnten wir in Gruppenarbeit verschiedene Fallbeispiele von Leid in der Welt analysieren und überlegen, wie die verschiedenen Lösungsstrategien darauf angewendet werden könnten. Wir könnten auch eine Debatte durchführen, bei der Schülerinnen und Schüler verschiedene Standpunkte vertreten und argumentieren, welche Lösungsstrategie am überzeugendsten ist. Darüber hinaus könnten wir zeitgenössische literarische oder filmische Werke untersuchen, die das Theodizeeproblem thematisieren und die Schülerinnen und Schüler dazu anregen, ihre eigenen Interpretationen und Lösungsansätze zu entwickeln.

Medien, die Teil des aufgelisteten Materials sind und in weiteren Kontexten Verwendung finden können.

Christoph Thoma, Schulamt Innsbruck

6.5.2022

Umfang: Anregung

Schulbereich: Sekundarstufe I + weitere

Hessen

Hessen

Sekundarstufe II | Q2 Gott – verborgen und offenbar

Q2.1 Gottesrede – angemessen von Gott sprechen.

Q2.4 Theodizeefrage – ist der Glaube an einen allmächtigen und gütigen Gott (noch) möglich?.

Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz

Sekundarstufe I | Jahrgangsstufe 10

10.1 Fragen und suchen: Existiert Gott?.

Beispielhafte Lernsequenzen

  • Was den Glauben an Gott in Frage stellt: Naturalismus Theodizee

Sekundarstufe II | 11/1 Was ist der Mensch?

11.1 / 1. Der Mensch als Geschöpf und „Schöpfer“.

Sekundarstufe II | 11/2 Der Mensch auf der Suche nach Gott

11.2 / 3. Das Leid und die Frage nach Gott.

11.2 / 7. Allgemeine Gottesidee, philosophischer Gottesbegriff und personales Gottesbild.

Text

urheberrechtlich geschützt

22.6.2023

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Unterrichtsstunde

Gott

Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren ,Kommunizieren und Kooperieren ,Produzieren und Präsentieren

mittel

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