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Wohin bringt ihr uns?

NS- „Euthanasie“ im deutschen Südwesten

Veröffentlichung:1.1.2011

Die Unterrichtsreihe „Wohin bringt Ihr uns?“ reflektiert auf 51 Seiten mit zwanzig Materialien die Vernichtung „unwerten Lebens“ und damit den Mord an geistig und körperlich Behinderten Im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramm. Exemplarisch wird die Einrichtung Grafeneck untersucht. Bildmaterial und Quellen mit originalen Unterschriften und Stempeln Hitlers verdeutlichen das Ausmaß der Planung der Nationalsozialisten bei der Durchsetzung. Umfangreiche Fragestellungen leiten die Auswertung der Bild-, Text- und Originaldokumente an. Dabei wird der Aufbau der Einrichtungen, die Verantwortung der Täter des industriell organisierten Mordes, das Wissen der Patienten, Familien und der Bevölkerung um den Mord und der widerstand dagegen bis zu dessen offiziellem Abbruch 1941 thematisiert. Der Abbruch führte nur zu einer Verlagerung in die Konzentrationslager und war somit ebenfalls eine Lüge.

Der kirchliche Bezug erfolgt über die Predigt des Clemens von Galen. Dort werden die behinderten Menschen als Brüder und Schwestern bezeichnet und die Logik des Utilitarismus und der Rassenhygiene wird klar kritisiert und vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes als untragbar benannt.

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Der Einstieg gelingt über eine Textarbeit zur Definition des Begriffes Euthanasie und der generellen Hintergründe dieses Projektes der Nationalsozialisten zum Mord an geistig und körperlich Behinderten.

Dieses Programm wird beispielhaft an der Einrichtung Grafeneck im Südwesten Deutschlands untersucht. Auch Bernburg Hadamar und Sonnenstein sind auf einer Karte eingezeichnet. Dabei wird auf die Umsetzung, Geheimhaltung, den Zeitablauf und den Ort der Mordprogramme eingegangen.

In einem nächsten Schritt wird untersucht, wer die Umsetzung leitete, wie Formulierungen in den Aufträgen gewählt wurden und in welchem Zusammenhang die Euthanasie mit dem Kriegsbeginn des Zweiten Weltkrieges stand. In einem weiteren Schritt wird der Begriff arbeitsteilige Großverbrechen die Auswahl der Opfer, die Verteilung der Tatorte, und die Verantwortung der Täter untersucht.

Die Beteiligung der Innenministerien der Länder Württemberg und Baden sind als Beispiele gesondert untersucht.

In einem zweiten Abschnitt werden Biografien von Opfern thematisiert. Deren Lebenssituation wird skizziert und die Einrichtungen der für den Mord ausgewählten Kliniken wird beschrieben. Diese Materialien enthaltenen Einlieferungspapiere der Opfer und werden analysiert. Darüber wird festgestellt, inwiefern Klinikleitungen und Ärzte über die Vorgänge Bescheid wussten.

In einem weiteren Schritt wird der Wert eines Menschenlebens in Nationalsozialismus anhand des Kosten-Nutzen Denkens und Utilitarismus, der in den Papieren deutlich wird, herausgestellt. Dazu liegt ein Merkblatt für Ärzte im Material bei. Dort werden Krankheitsbilder aufgeführt, die zur Auswahl von zu tötenden Personen herangezogen wurden. Hier tritt auch der erste Bezug zur Shoah auf, wenn die Arbeitsfähigkeit jüdischer Patienten bewertet wird. Diese sind für den Arbeitseinsatz in Konzentrationslagern vorgesehen.

In einer weiteren Gruppe von Materialien wird die Mitwisserschaft der Bewohner der umliegenden Städte und Gemeinden untersucht. Dabei wird der industrielle Charakter der Vernichtung von Leben herausgestellt. Das Ausmaß einer solchen Tätigkeit kann nicht verborgen bleiben.

In einer weiteren Gruppe von Materialien wird erfasst wie viel die Patienten selbst über ihr Schicksal wussten. Ein Patient beschriftete einen Keks mit dem Wort Mörder. Dieser Keks wurde seinen Verwandten mit dem Rest seiner Habe übergeben. Die Gefühle und Reaktion der Familienmitglieder werden in Form eines Briefes oder Tagebuch Eintrages beschrieben. Möglichkeiten zum Protest in der NS Diktat werden diskutiert. Hilfsmöglichkeiten werden ebenfalls erörtert. Auf die Bischöfe wie den Löwen von Köln, Bischof von Galen und deren Predigten gegen die Euthanasie wird im Material noch eingegangen.

In einer weiteren Gruppe von Materialien wird die Vertuschung des Todes von Patienten thematisiert. Dabei wurden falsche Todesurkunden ausgestellt und die Familien der Opfer systematisch belogen. In beiliegenden Briefen wurde der Tod durch die Anstaltsleitung als eine Erlösung dargestellt.

Eine weitere Gruppe von Materialien untersucht die Rassenlehre, Rassenhygiene und die Forderungen nach der Vernichtung lebensunwerten Lebens durch die Nationalsozialisten. Dabei wird systematisch Werbung gemacht und die Kosten der Unterbringung und Versorgung von Patienten werden herausgestellt. Auch die Zwangssterilisierung wird als Mittel der Rassenhygiene und zur Einsparung von Kosten untersucht.

In einem letzten Abschnitt wird die Beendigung der zentralen Euthanasie und der Holocaust die Shoah untersucht. Elternbriefe werden darauf hin analysiert, inwiefern die Euthanasie im Konzentrationslager fortgesetzt wurde.

Ebenfalls ausgewertet wird ein Schreiben des Bischofs der evangelischen Landeskirche in Württemberg. In diesen Materialien zeigt sich der Protest der Kirchen und inwiefern dieser zu einer Beendigung des Euthanasieprogramms beigetragen haben könnte. Die Argumente des Bischofs Wurm werden dabei auf Stichhaltigkeit und das ihnen zugrunde liegende Menschenbild untersucht. Der Brief endet mit dem NS Gruß. Die Folgen dieser Grußformel für die Beziehung zwischen evangelischer Kirche und NS-Staat werden hinterfragt.

Auch ein Material der katholischen Kirche und die Predigten von Clemens von Galen sind in Material enthalten und werden auf ähnliche Weise analysiert. Von Galen benennt die Euthanasie öffentlich in seiner Predigt als Mord. Die Opfer werden als Brüder und Schwestern bezeichnet und die Logik des Utilitarismus und der Rassenhygiene wird klar kritisiert und vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes als untragbar benannt. Laut von Galen gibt es kein unwertes Leben, jedes Leben ist in Gottes Hand und nur er hat darüber zu entscheiden. Von Galens Argumente schließen auch die verkrüppelten Kriegsveteranen mit ein und greifen so die Basis der nationalsozialistischen Soldatenideologie von Sieg und Heil an. Dasselbe gilt für Rentner. Auch dieser Personenkreis müsste nach der Logik der Euthanasie vernichtet werden.

In einer letzten Gruppe von Materialien wird die Beendigung des Euthanasie-programms in Grafeneck dargestellt.

Material:

M1 Die NS-„Euthanasie“-Verbrechen in Grafeneck 1939-1941

M2 Das Verbrechen: Organisation und Durchführung: Die “Aktion T4” in den Jahren 1939 bis 1941 als “arbeitsteiliges Großverbrechen”

M3 Schriftquelle/Fotos: Auftrag A. Hitler vom Oktober 1939

M4 Fotos: Vom "arbeitsteiligen Großverbrechen" zur "arbeitsteiligen Täterschaft”: Berlin-Stuttgart-Grafeneck

M5 Schriftquelle/Foto: Erlass des Württembergischen Innenministers

M6 Foto/Text: Kurzbiografie eines Opfers: Theodor K.

M7 Schriftquelle: Meldebogen - Erfassung und Selektion

M8 Schriftquelle: Merkblatt - Erfassung und Selektion

M9 Foto: Deportation und Ermordung

M10 Foto: Deportation und Ermordung

M11 Foto: "Keks" - Deportation und Wissen

M12 Schriftquelle: Begleitbrief/"Trostbrief" an Angehörige

M13 Schriftquelle: Prof. Karl Binding/Prof. Alfred Hoche 1922

M14 Bildquelle: Pseudowissenschaftliche Fortpflanzungs- und Degenerationstheorie

M15 Bildquelle: "Hier trägst Du mit": "Erbkranke" als biologische und ökonomische Last

M16 Angehörige zwischen Zustimmung, Gleichgültigkeit und Protest

M17 Angehörige zwischen Zustimmung, Gleichgültigkeit und Protest

M18 Schriftquelle: Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

M19 9 Schriftquelle: Predigt des katholischen Bischofs von Münster Clemens August Graf von Galen vom 3. August 1941

M20 Karte/Foto Das Ende der Morde von Grafeneck - Hadamar - Auschwitz


Hessen

Hessen

Sekundarstufe I | Jahrgangsstufe 10

10.1 Verantwortung für das Leben. Menschenwürde und Gottesebenbildlichkeit.

10.3. Juden und Christen – eine leidvolle Geschichte. Geschwister im Glauben.

Sekundarstufe II | Q4 Kirche – Gemeinde Jesu Christi

Q4.4 Kirche im Wandel der Zeit.

Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz

Sekundarstufe I | Jahrgangsstufe 10

10.2 Dem Zeitgeist widerstehen: Kirche und Diktatur.

Sekundarstufe II | 12/2 Gutes Handeln unter dem Anspruch des Christseins

12.2 / 3. Gesellschaftlich-politische Verantwortung aus christlicher Motivation.

Text, Bild

urheberrechtlich geschützt

25.6.2021

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Unterrichtseinheit

Menschen & Welt ,Kirche

Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren ,Kommunizieren und Kooperieren ,Produzieren und Präsentieren

mittel

Lernen über Heterogenität/Inklusion

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